Protokoll: Annabel Dillig | Foto: Bert Heinzlmeier
»Als ich hörte, dass wir eine Erstaufnahme mit mindestens 600 Flüchtlingen bekommen, dachte ich erst: ›Oh, bitte nicht.‹ In Bürgersprechstunden bekomme ich oft zu hören: ›Noch mehr Flüchtlinge geht doch nicht!‹ Und ich ärgere mich selbst, wenn ich höre, dass andere Gemeinden in unserer Gegend nur sehr wenige oder keine Flüchtlinge aufnehmen, weil die Nachbarn dort juristisch gegen die Unterkünfte vorgehen. Das geht gar nicht! Ich sag den Leuten immer: ›Ja, was sollen wir denn machen? Die Flüchtlingsschiffe versenken? Sie zurückbringen wissend, dass sie zu Hause umgebracht werden?‹ Deshalb war mir klar: Die Erstaufnahmeeinrichtung begleiten wir von Beginn an positiv. Heute haben wir 600 Asylhelfer für 1600 Flüchtlinge im Landkreis. Das ist der Wahnsinn! Ich bin begeistert, wie sich die Leute engagieren!
Es gibt natürlich auch Probleme. Aber bestimmt nicht mit den Flüchtlingen. Die sind zu Fuß von Nigeria nach Fürstenfeldbruck gelaufen. Beim Bürgerfest habe ich mir kürzlich drei von den Burschen an den Tisch geholt und mit ihnen geredet:
Supernett! Momentan bringen wir Flüchtlinge nur unter, nehmen sie aber noch nicht auf. Ich glaube, man kann die Bedenken der Bürger ernst nehmen und gleichzeitig für ein weltoffenes Miteinander sorgen. Direkt neben der Erstaufnahme etwa befinden sich Wohnblöcke, durch die die Flüchtlinge immer zum Aldi gehen. Die Anwohner fürchten jetzt, dass ihr Paradies zerstört wird. Eine Schwangere hat sich kürzlich bei einer Bürgerversammlung beschwert, weil sie sich auf dem Heimweg von zwei Afrikanern verfolgt fühlte. Ich nehme das ernst. Aber der Polizeichef berichtet, dass es bis auf ein paar Raufereien in der Erstaufnahme keine besonderen Vorkommnisse in unserer Stadt gibt. Ich hatte dann die Idee, dass der Sicherheitsdienst der Unterkunft in Zukunft einmal in der Stunde auch durch die Wohnanlage fährt. Die kennen ja ihre Pappenheimer. Ich bin überzeugt: Man kann vieles unbürokratisch lösen.«