Erstmals seit Jahrhunderten tritt ein Papst zurück: Benedikt XVI. kündigte bei einer Vollversammlung der Kardinäle im Vatikan an, sein Amt am 28. Februar niederzulegen. Er begründete den überraschenden Schritt damit, dass er aufgrund seines Alters "keine Kraft" mehr für die Aufgaben eines Papstes habe.
Er sei bei einer Prüfung seines Gewissens vor Gott zu der Gewissheit gekommen, dass seine Kräfte "aufgrund meines hohen Alters nicht mehr ausreichen, um mein Amt angemessen auszuüben", sagte der 85-Jährige in einer auf lateinisch gehaltenen Rede vor den Kardinälen. Er betonte, in der heutigen, sich schnell wandelnden Welt sei "körperliche wie seelische Kraft" notwendig, um an der Spitze der katholischen Kirche zu stehen. Diese Kraft "hat in den vergangenen Monaten in einer Weise nachgelassen, dass ich meine Unfähigkeit erkennen muss, das mir anvertraute Amt gut auszuüben".
Es ist das erste Mal seit Jahrhunderten, dass ein Papst von seinem Amt zurücktritt. Papst Benedikt XVI. war im April 2005 zum Nachfolger des verstorbenen Johannes Paul II. gewählt worden. In einem 2010 veröffentlichten Interviewbuch hatte das katholische Kirchenoberhaupt geäußert, es sei für einen Papst "eine Pflicht" zurückzutreten, wenn er seine Ämter nicht mehr bewältigen könne: "Wenn ein Papst zur klaren Erkenntnis kommt, dass er physisch, psychisch und geistig den Auftrag seines Amtes nicht mehr bewältigen kann, dann hat er ein Recht und unter Umständen auch die Pflicht zurückzutreten."
Die Bundesregierung würdigte nach der Rücktritts-Ankündigung die Verdienste Benedikts. "Die Bundesregierung hat den allerhöchsten Respekt für den Heiligen Vater, für seine Leistung, für seine Lebensleistung für die katholische Kirche", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.
"Er hat seine ganz persönliche Handschrift als Denker an der Spitze dieser Kirche und auch als Hirte eingebracht." Ihm gebühre Dank dafür, diese Weltkirche acht Jahre lang so geleitet zu haben. Welche Gründe auch immer zu dem Schritt geführt hätten, sie seien "natürlich zu ehren und zu achten", sagte Seibert.