Prozess in Frankreich: Narkose-Arzt soll 30 Patienten vergiftet haben

Frédéric Péchier (l.) und sein Anwalt im Gerichtsgebäude
Frédéric Péchier (l.) und sein Anwalt im Gerichtsgebäude
© AFP
Ein ehemaliger Narkose-Arzt soll in Frankreich 30 Patienten vergiftet haben, von denen zwölf starben: Der Prozess gegen den 53 Jahre alten Frédéric Péchier hat am Montag im ostfranzösischen Besançon begonnen. Die Ermittler vermuten, er habe die Patienten vergiftet, um anderen Ärzten zu schaden. In einigen Fällen habe er sich anschließend als Retter inszeniert. Der Angeklagte weist die Vorwürfe von sich.

"Ich habe starke Argumente, ich gehe nicht widerwillig vor Gericht", sagte Péchier kurz vor Prozessauftakt dem Sender RTL. Er verstehe den Schmerz der Betroffenen, aber er sei dafür "nicht verantwortlich", betonte er. Seine Anwälte wollen auf unschuldig plädieren.  

Die Ermittler gehen davon aus, dass Péchier Infusionen bewusst mit schädlichen Substanzen versetzt hatte, die während der Operation einen Herzstillstand auslösen sollten. Der Angeklagte stehe im Verdacht, "gesunde Patienten vergiftet zu haben, um Kollegen in Schwierigkeiten zu bringen, mit denen er Streit hatte", betonte die Staatsanwaltschaft. 

Péchier habe sich in mehreren Fällen bei der Reanimation der betroffenen Patienten als Spezialist profiliert. Vermutlich habe er die Giftstoffe mehrfach geändert, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. 

Zu Beginn des Prozesses soll es zunächst um jüngere Fälle gehen, die zur Anklage 2017 geführt hatten. So hatte die 36 Jahre alte Patientin Sandra Simar während einer Operation einen - medizinisch zunächst unerklärlichen - Herzstillstand erlitten. Péchier griff ein, um sie zu retten. 

Später zeigte sich, dass ihre Infusion eine große Dosis Kaliumchlorid enthielt - ein Mittel, das unter anderem für Hinrichtungen genutzt wird. "Wir hoffen, dass wir endlich Antworten bekommen", sagte Simar zu Beginn des Prozesses.

"Dies ist ein haarsträubender Fall. Es handelt sich um rein mutwillige Vergiftungen, er hatte mit den jeweiligen Opfern nichts zu tun", sagte der Anwalt Frédéric Berna, der mehrere der etwa 150 Nebenkläger vertritt. 

Péchier erschien am ersten Prozesstag in Jeans und hellblauem Hemd vor Gericht, von seinem Anwalt begleitet. Der Gerichtssaal mit etwa 200 Plätzen war voll besetzt. Im Fall einer Verurteilung droht dem Ex-Arzt eine lebenslängliche Haftstrafe. Mit dem Urteil wird am 19. Dezember gerechnet. 

AFP