Mallorca boomt wie nie zuvor. Warum?
Wir haben das missliche Image abgestreift, das uns unter der alten Regierung anhaftete. Diese etwas arroganten Aussagen, dass Mallorca nur noch hochwertigen Tourismus wolle, zum Beispiel. Außerdem ist viel Geld in die Verbesserung der Infrastruktur geflossen, es gibt neue touristische Angebote. Zugegebenermaßen haben wir auch von den Problemen anderer Länder wie der Türkei profitiert.
Bringt ein Boomjahr nicht zwangsläufig Chaos und Überbuchungen, sodass der Absturz im nächsten Jahr programmiert ist?
Vielleicht gibt es ein paar Engpässe in den ersten Augustwochen. Aber wir werden auch mit schwierigen Situationen fertig. Nachdenklich kann man allerdings werden, wenn man die diesjährigen Preiserhöhungen in der Hotellerie sieht, zwischen fünf und zehn Prozent. Das ist das Tunesien-Syndrom. Geht's den Tunesiern gut, erhöhen sie derart die Preise, dass es ihnen prompt wieder schlecht geht.
Mallorca hat weit über 20 Luxushotels, in denen Zimmer Hunderte von Euro kosten. Aber davon kann die Insel nicht leben, oder?
Nein, wir können auf kein Marktsegment verzichten. Die Mischung macht's. Bei uns ist jeder willkommen.
Fürchten Sie die Konkurrenz von billigeren Newcomern wie Kroatien oder Rumänien?
Preislich können wir nicht mit denen konkurrieren. Aber in der Qualität. Wobei Qualität nicht Luxus heißen muss. Wir vom Fomento versuchen, gerade den jungen Mallorquinern klar zu machen, wie wichtig Qualität ist. Und wie gut der Tourismus der Insel tut. Über 80 Prozent der Arbeitsplätze hängen von ihm ab.
In der Inselgastronomie herrscht großes Gezeter über All-inclusive-Ferien. Die ruinierten Kneipen und Restaurants.
Für mich ist die Aufregung künstlich. Wer Qualität und freundlichen Service bietet, dem kann auch All-inclusive nichts anhaben. Außerdem haben wir hier immer viele Reisen mit Vollpension gehabt. Die Anzahl der Hotels, die AI anbieten, nimmt auch schon wieder leicht ab. Aber das Produkt ist ohne Zweifel besonders bei Familien populär.
Sind die Zeiten der Exzesse auf offener Straße, Stichwort Ballermann, endgültig passé?
Das beschränkt sich auf die Umgebung der Schinkenstraße, den Mega-Park und ein paar Plätze mehr und hat jetzt eine vertretbare Dimension. Aber nochmals: Auch Leute, die mit dem berühmten Malle-T-Shirt anreisen, sind wichtig. Die belegen die Vor- und Nachsaison.
Viele ausländische Residenten und Besucher klagen über die Bauwut. Droht die Insel im Beton zu ersticken?
Das Phänomen hat damit zu tun, dass aus politischen Gründen immer mehr dezentralisiert wird. Die Verantwortung für die Finanzen ist jetzt bei den Gemeinden angekommen, und die generieren Geld durch die Erteilung neuer Baulizenzen und über die Grundsteuer. Trotzdem sind die Balearen die Region in Spanien, die die meisten geschützten Gebiete hat.
Und der ausufernde Straßenbau?
Der Verkehr ist enorm gestiegen. Die Unfallzahlen auch. Was wir heute machen, holt nur nach, was Jahrzehnte nicht getan wurde. Die Nord-Süd- und die Ost-West-Autobahn sind notwendig.
Bessere Straßen ziehen erst einmal noch mehr Verkehr an.
Die Leute in Santa Maria oder Binissalem oder Llucmajor sind glücklich, dass der Verkehr nicht mehr durch ihre Dörfer geht. Aber die Inselregierung fördert auch die öffentlichen Verkehrsmittel, baut jetzt eine U-Bahn in Palma.
Warum spielt Palma trotz Billigflieger-Anbindung als Städteziel keine große Rolle?
Noch ist Palma tatsächlich ein Geheimtipp. Aber dauernd entstehen neue, interessante Hotels wie das "Puro", das "Tres" oder das "Continental". Es gibt auch immer mehr kulturelle Events, und die Kunst- und Galerieszene floriert. Man kann gut shoppen und alles zu Fuß erreichen. Glauben Sie mir, Palma bleibt nicht mehr lange Geheimtipp.