Und welche Art von Fluggast sind Sie so? Typ A, der die Stunden in der Luft für Ruhe nutzt und dabei gerne aus dem Fenster schaut? Oder Typ C, dem vielleicht mal die Blase zwickt und der deshalb lieber am Gang sitzt? Oder gar Typ B (der aber vermutlich nicht existiert), der sich freiwillig für den Mittelsitz entscheidet? Natürlich gibt es für die Wahl des Sitzplatzes diese und zig andere Gründe.
170 Dollar extra für einen Fensterplatz ohne Fenster
Manche Passagiere sind sogar bereit, für einen Sitz mit Aussicht Extra-Gebühren zu bezahlen, etwa weil sie unter der Reisekrankheit leiden oder Schwierigkeiten mit der Enge in Flugzeugen haben. Die Amerikanerin Aviva Copaken legte deshalb mehrfach zwischen 50 und 170 US-Dollar auf den Ticketpreis drauf, um ganz außen sitzen zu können. Das Problem: Ihr Fensterplatz hatte gar kein Fenster, stattdessen schaute sie jedes Mal auf eine Plastikwand.
Die Information, dass dem Fensterplatz 11A die Aussicht fehlt, wurde beim Buchungs- und Check-in-Prozess von United jedoch nicht erwähnt. Aviva Copaken ist deshalb vor Gericht gezogen, um Schadenersatz zu bekommen. "Fluggesellschaften verlangen Gebühren für Dienstleistungen, die früher kostenlos waren. Da sollten Passagiere zumindest erwarten können, dass sie auch die Leistung erhalten, für die sie bezahlt haben", sagt ihr Anwalt Carter Greenbaum.
Auch Gäste anderer Fluggesellschaften haben bereits ähnliche Erfahrungen gemacht. Etwa bei Maschinen von Ryanair. Als eine Passagierin sich 2022 auf X über die Plastikwand beschwerte, pöbelte die Airline ungeniert zurück: "Wir verkaufen Sitze und keine Fenster, Paula", so die barsche Reaktion. Wie die Iren argumentieren auch viele andere Anbieter: Bei der Buchung sei erkennbar, wenn der Platz Besonderheiten aufweise, wie mehr Beinfreiheit oder eben kein Fenster. Tatsächlich weisen viele Airlines darauf hin, oft müssen Kunden dabei nur sehr genau hinschauen.
Hinter den blinden Flecken verlaufen Kabel oder Schweißnähte
Dass es überhaupt fensterlose Fensterplätze gibt, liegt meistens an der Konstruktion. In manchen Fällen verlaufen hinter den Wänden Kabelstränge, manchmal wurden die Rumpfteile an diesen Stellen verbunden, oder die Sitze sind an den Notausgängen. Wer es bei der Platzwahl genau wissen will, findet auf der Seite "Aerolopa" die Kabinendraufsicht sämtlicher Maschinen aller großen Fluggesellschaften.
Nur den Flugzeugtyp müssen die Passagiere kennen oder herausfinden. Im Allgemeinen wird er bei der Buchung angegeben. Sonst helfen Webseiten wie Flightradar24, FlightAware oder FlightStats.
Bekommen Passagiere eine Million Dollar Schadenersatz?
United ist auch nicht die einzige US-Airline, die wegen fensterloser Fensterplätze verklagt wird. Auch Delta muss sich den gleichen Vorwurf gefallen lassen. Aussichtslos mögen zwar einige Sitze sein, aber nicht die Sammelklagen. Sollte ihnen stattgegeben werden, könnte es teuer für die beiden Fluggesellschaften werden. Experten rechnen mit einer Million Dollar Schadenersatz, auf die die Passagiere hoffen können.
Quellen: ICLG, "News Nation", Aerolopa, "New York Post", CNN, X