Reisetipp Schätze im Untergrund – neue Einblicke in Roms wahre Dimension

Reisetipp Rom: Schätze im Untergrund von Italiens Hauptstadt
Lehrreicher Abstieg: Gewölbe unter dem Palast Domus Aurea von Kaiser Nero in Rom
© Urs Kluyver/Agentur Focus
Kolosseum, Pantheon, Forum Romanum – alles schon gesehen. Bei einem Gang in die Tiefe bekommt man neue Einblicke und eine Ahnung von Roms wahrer Dimension.

Anfang März 2018 war es mal wieder so weit. Bauarbeiter der Metrolinie C stießen auf einen antiken Springbrunnen und Marmorböden, dann auch auf Ringe aus Gold und Elfenbein, Amulette, das Mosaik eines Satyrs und einer Putte, die einen Weinstock umtanzen. Ein Baustopp wurde verhängt, Archäologen übernahmen und entdeckten unter der Via Ipponio die 14-Zimmer-Villa eines Zenturios und die Reste von Gebäuden, in denen womöglich Milizen des Geheimdienstes des Imperators Hadrian kaserniert waren.

Die Artefakte wurden geborgen und zum neuen Museum in der Metrostation San Giovanni transportiert. Ab Dezember 2018 sollen sie dann dort zu besichtigen sein.

Parco degli Scipioni

Auf der Suche nach den Wundern der Antike reisen Jahr um Jahr Millionen von Besuchern nach Rom. Sie spazieren durchs prachtvolle Forum Romanum, zum Pantheon und ums Kolosseum, oft ohne von den verborgenen Schätzen im Boden zu ahnen.

Übernachten  Starhotel Michelangelo: Das große Hotel um die Ecke vom Petersdom bietet allen Komfort und hat dennoch günstige Angebote. DZ/F ab ca. 90 Euro, Via della Stazione di San Pietro 14, Tel. +39/06/39 87 39, www.starhotels.com  Hotel Frattina 57: Designhotel zwischen Spanischer Treppe und Pantheon. Die Zimmer sind geräumig und sehen toll aus. DZ/F ab ca. 100 Euro, Via Frattina 57, Tel. +39/06/678 12 99, www.frattina57.com  Daniel’s Hotel: Farbige Fresken zieren die Decken, die Zimmer sind zum Teil mit antiquarischen Möbeln eingerichtet. DZ/F ab ca. 170 Euro, Via Frattina 107, Tel. +39/06/69 38 02 03, www.danielshotel.it  Essen und trinken  Ristorante a Borgo Ripa: ausgezeichnetes Lokal mit schönem Garten und Terrasse unter Arkaden in historischem Palazzo. Besser lässt sich römisches Lebensgefühl kaum genießen. Lungotevere Ripa 3, Tel. +39/331/473 66 11, www.borgoripa.it  La Rosetta: Austern, Meeresfrüchte, Fisch – das sind die Spezialitäten des kleinen Restaurants beim Pantheon. Via della Rosetta 8, Tel. +39/06/686 10 02  Settembrini: Die Karte des Lokals nahe dem Tiber reicht von Pizza bis zu experimenteller Küche. Via Luigi Settembrini 21, Tel. +39/ 06/97 61 03 25, www.viasettembrini.com  Erleben  Touren: In den Touristenbüros liegt die Broschüre "Roma sotterranea" mit einer Auswahl von Ausflügen in die Unterwelt. Sonstige Anbieter: www.romasotterranea.it, www.romeprivateguides.com  Palazzo Valentini: Unter dem Gebäude wurden zwei altrömische Patriziervillen freigelegt. Eine Multimediaführung zeigt, wie es hier früher ausgesehen hat. Via Foro Traiano 85, www.palazzovalentini.it  Basilica di San Clemente: Durch den Sakralbau kann man bis ins 1. Jahrhundert hinabsteigen. Via Labicana 95, www.basilicasanclemente.com
Übernachten
Starhotel Michelangelo: Das große Hotel um die Ecke vom Petersdom bietet allen Komfort und hat dennoch günstige Angebote. DZ/F ab ca. 90 Euro, Via della Stazione di San Pietro 14, Tel. +39/06/39 87 39, www.starhotels.com
Hotel Frattina 57: Designhotel zwischen Spanischer Treppe und Pantheon. Die Zimmer sind geräumig und sehen toll aus. DZ/F ab ca. 100 Euro, Via Frattina 57, Tel. +39/06/678 12 99, www.frattina57.com
Daniel’s Hotel: Farbige Fresken zieren die Decken, die Zimmer sind zum Teil mit antiquarischen Möbeln eingerichtet. DZ/F ab ca. 170 Euro, Via Frattina 107, Tel. +39/06/69 38 02 03, www.danielshotel.it
Essen und trinken
Ristorante a Borgo Ripa: ausgezeichnetes Lokal mit schönem Garten und Terrasse unter Arkaden in historischem Palazzo. Besser lässt sich römisches Lebensgefühl kaum genießen. Lungotevere Ripa 3, Tel. +39/331/473 66 11, www.borgoripa.it
La Rosetta: Austern, Meeresfrüchte, Fisch – das sind die Spezialitäten des kleinen Restaurants beim Pantheon. Via della Rosetta 8, Tel. +39/06/686 10 02
Settembrini: Die Karte des Lokals nahe dem Tiber reicht von Pizza bis zu experimenteller Küche. Via Luigi Settembrini 21, Tel. +39/ 06/97 61 03 25, www.viasettembrini.com
Erleben
Touren: In den Touristenbüros liegt die Broschüre "Roma sotterranea" mit einer Auswahl von Ausflügen in die Unterwelt. Sonstige Anbieter: www.romasotterranea.it, www.romeprivateguides.com
Palazzo Valentini: Unter dem Gebäude wurden zwei altrömische Patriziervillen freigelegt. Eine Multimediaführung zeigt, wie es hier früher ausgesehen hat. Via Foro Traiano 85, www.palazzovalentini.it
Basilica di San Clemente: Durch den Sakralbau kann man bis ins 1. Jahrhundert hinabsteigen. Via Labicana 95, www.basilicasanclemente.com
© stern-Infografik

Die Stadt ist eine archäologische Schichttorte. Unter Erde, Schutt und Sand hat sich die längst vergangene Glorie besser erhalten als an der abgasgeschwängerten Luft der Moderne. Die Katakomben entlang der Via Appia öffnen den Blick auf eine Welt in Finsternis, in der es mehrstöckige Wohnhäuser gibt, Villen und Theater, heidnische Tempel und Feuerwachen samt Latrine und Schrein für den Schutzheiligen.

Wer den Parco degli Scipioni von der Via di Porta Latina betritt, kommt an einem unscheinbaren Gebäude vorbei. Hinter einer verschlossenen Tür verbirgt sich ein steiler Abstieg in die Unterwelt. Er wurde 1831 entdeckt und enthält das nahezu unbeschädigte Familiengrab eines gewissen Pomponius Hylas mitsamt Nischen für die Urnen und einem Sarkophag.

Grüße aus der Unterwelt: das Grab der Familie von Pomponius Hylas
Grüße aus der Unterwelt: das Grab der Familie von Pomponius Hylas
© Mauritius Images

Einfach so in die Höhle hineinspazieren – das geht leider nicht. Eine Besichtigung ist hier und an vielen anderen Stätten nur mit Voranmeldung und unter Führung möglich. Francesca Pajno lebt davon, Neugierige durch die dunkle Welt der Ahnen zu führen. Das Studium der Archäologie hat sie abgeschlossen, jetzt finanziert sie ihre Doktorarbeit als Tourguide für die Organisation "Roma Sotterranea". Zu ihren liebsten Arbeitsplätzen gehört die Basilika von San Clemente in Laterano, oder besser gesagt: die vielen Stockwerke darunter.

Der irische Dominikanermönch Louis Nolan entdeckte 1912, dass die Barockkirche San Clemente nicht nur auf den Fundamenten eines Gotteshauses aus dem 4. Jahrhundert ruht, sondern auch auf einem unterirdischen See, der zwischen massiven Mauern plätscherte. Als er trockengelegt war, fand man ein Privathaus, ein "Domus", und einen heidnischen Tempel aus dem 2. Jahrhundert. Es geht noch mindestens ein Stockwerk tiefer, massive Mauerblöcke aus Tuffgestein und die Grätenmuster eines Ziegelwerks sind schon freigelegt. Man nimmt an, dass sie beim Großen Brand Roms im Juli 64 verkokelt wurden.

Rom wuchs auf seinem eigenen Müll

"Die frühen Römer waren praktisch veranlagt", erzählt Francesca Pajno. Was nicht mehr in Gebrauch war, wurde zugeschüttet und als Fundament oder Füllmaterial benutzt, zerbrochene Statuen ebenso wie Reliefs oder Krüge. Marmorfassaden steckten sie in Kalköfen, um Mörtel für Renaissance- und Barockkirchen herzustellen. Die Römer nutzten jedes Loch im Boden als Müllhalde. Diese Schweinerei ist ein Segen für heutige Archäologen: Servierteller finden sie zuhauf, Scherben von Amphoren, Schildkrötenpanzer für die Suppe, Gräten und andere Menüreste.

Vor 2000 Jahren lagen Teile der Stadt bis zu 16 Meter tiefer – fast auf dem Niveau des Tibers
Vor 2000 Jahren lagen Teile der Stadt bis zu 16 Meter tiefer – fast auf dem Niveau des Tibers
© Stock Adobe

Kaum einer der unterirdischen Orte, die man besuchen kann, lag anfangs unter der Erde. Heute kann man sich kaum vorstellen, dass vor 2000 Jahren die Mittagssonne diese moosigen Mauern erwärmte und Vögel durch Säulengänge flatterten. Archäologen schätzen, dass der Einsturz eines einstöckigen römischen Domus eine fast zwei Meter hohe Geröllschicht produzierte.

Zu Roms besten Zeiten lebten etwa eine Million Menschen in 40.000 Wohnungen und 1800 Palästen. Nach Schlammfluten des Tibers, nach Feuersbrünsten, Erdrutschen und Erdbeben gingen immer wieder Teile der Stadt zu Bruch. Rom wuchs auf seinem eigenen Müll – und tut es noch heute: Jedes Jahr legt sich eine mindestens zwei Zentimeter dicke Schicht aus Laub, Straßenstaub und Küstensand auf die Stadt.

Der Aufstieg zurück ans Tageslicht vor der Basilika San Clemente führt wieder durch die Reste der Kirche aus dem 4. Jahrhundert. Auf Fresken wird aus dem Leben des Märtyrers Clemens I. erzählt, der an einem Anker im Schwarzen Meer versenkt wurde, dort jedoch weiter Wundertaten vollbrachte. Auf einem der Bilder findet sich ein altes Zeugnis italienischer Vulgärsprache: ein "Fili de le pute", Hurensöhne. Hier erwachen sogar gelangweilte Teenager wieder zu Leben, erzählt die Archäologin Pajno.

Relikte unter der Kirche San Crisogono
Relikte unter der Kirche San Crisogono
© Bridgeman Images

Die Zahl der angebotenen Touren durch Roms Innereien steigt, zuletzt kam der Weltkriegsbunker Benito Mussolinis hinzu. Wie gut es den Reichen der Stadt einmal ging, lässt sich neben dem Trajansforum unterhalb des Palazzo Valentini bestaunen: Das Patrizier-Domus hatte einen Anschluss zum Aquädukt und war mit Dampfsauna, Jacuzzi und Kühlbecken ausgestattet. Doch was ein Leben im Luxus angeht, dürfte niemand an Kaiser Nero heranreichen.

"Goldenes Haus"

Sein größenwahnsinniges Domus Aurea, sein "Goldenes Haus", dehnte sich über mehrere Viertel der heutigen Stadt. Nach mehrjährigen Renovierungsarbeiten wurden Teile der unterirdischen Überreste seiner Palastanlage für Führungen geöffnet.

In tief liegenden Gebieten wie Trastevere finden sich einige der besterhaltenen Ausgrabungsstätten. In der Basilika San Crisogono etwa reicht es, den diensthabenden Padre gegen einen kleinen Obolus um Zugang in die Unterwelt zu bitten. Zwischen verblichenen Fresken begreift man, dass schon vor 1500 Jahren nachgemachter Marmor reichen musste, wenn das Geld für den echten fehlte. Und dass statt eines Tapetenwechsels einfach mal skrupellos eine Freske auf die andere gelegt wurde.

1500 Kilometer zu Fuß: Dieser Mann wanderte in 100 Tagen von Hamburg bis nach Rom
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