Aktien Gewinne anzapfen

  • von Joachim Reuter
Über die hohen Benzinpreise kann man sich ärgern. Man kann aber auch von ihnen profitieren: als Anleger.

Ein Schreckensszenario: Der Ölpreis könnte in naher Zukunft auf bis zu 105 Dollar je Barrel steigen, schreiben die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs in einer Studie. Auch wenn diese Horrorvision umstritten ist - eines steht nach Meinung der Branchenexperten fest: Die Zeiten günstiger Ölpreise sind endgültig passé.

Ein Barrel (159 Liter) kostet aktuell rund 58 Dollar. Vor einem Jahr gab es das Fass noch zu 35 Dollar. Die Preise steigen so rasant, weil die weltweit geförderte Menge von 82 Millionen Barrel kaum gesteigert werden kann. Die Firmen arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen und können die Produktion kurzfristig nicht erhöhen, um damit den Preis zu drücken.

Soll man jetzt schnell Heizöl kaufen?

Im Gleichschritt mit den steigenden Rohöl-Notierungen ist auch der Preis für Heizöl in die Höhe gegangen. Derzeit müssen Verbraucher für den Liter Heizöl durchschnittlich 52 Cent zahlen. Vor zwei Jahren waren es noch 33 Cent. Dennoch: Obwohl die Experten weiterhin von einem hohen Ölpreis ausgehen, sollten Verbraucher noch einige Zeit abwarten, bevor sie ihren Heizöltank wieder auffüllen. Die langfristige Preisentwicklung zeigt nämlich, dass Heizöl im Jahresverlauf fast immer in den Monaten Juni und Juli am günstigsten ist. Im Sommer sind Verbrauch und Nachfrage gering, deshalb geben die Preise nach. Das dürfte auch in diesem Jahr dämpfend auf den eigentlich steigenden Preis wirken. Für Sparsame lohnt vor dem Kauf zudem ein Blick auf den tagesaktuellen Preis - zu finden etwa beim Verbraucherportal www.esyoil.de

Dabei wächst der Öldurst rasant, vor allem in China. Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass im Jahr 2030 der Weltbedarf pro Tag bei 140 Millionen Barrel liegen wird. Neue Ölfelder müssen erschlossen werden. "Je höher der Ölpreis ist, desto attraktiver sind Investitionen in neue Ölfelder", sagt Daniel Balthasar, Rohstoffexperte bei der Investmentgesellschaft DWS. Anleger können diese Lage nutzen und in Unternehmen investieren, die am hohen Ölpreis verdienen. Die Kurse der Förderfirmen sind bereits kräftig gestiegen. Exxon Mobil ist an der New Yorker Börse 301 Milliarden Euro wert und damit das größte Unternehmen der Welt. Die drei Topförderer (siehe Tabelle links) bringen zusammen 592 Milliarden Euro auf die Waage - mehr als alle 30 Dax-Firmen. "Dabei sind die Aktien der Ölfirmen noch nicht zu teuer", sagt DWS-Experte Balthasar. Denn deren Gewinne haben mit den steigenden Kursen Schritt gehalten. Maßstab für Investoren ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Mit Kennziffern zwischen 10 und 15 liegen die Förderfirmen noch mehrere Punkte unter dem Durchschnittswert (18) aller Aktien in den Industrieländern. Wer das Risiko des Investments in eine konkrete Firmenaktie scheut, kann einen Teil seines Geldes auch in Fonds mit dem Schwerpunkt Energiewerte anlegen, die von Gesellschaften wie Adig, Dit und DWS angeboten werden.

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