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Inflation Angst vor Mieterhöhung: Alleinerziehende Mutter lebt in Sorge

Eine blonde Frau schaut weinend nach oben, weil sie sich vor einer Mieterhöhung sorgt
Sollte ihre Miete steigen, rutscht sie monatlich ins Minus, sagt die alleinerziehende Mutter Susanne Holzhüter
© RTL
Mit der steigenden Inflation leben immer mehr Menschen in Sorge, sich ihre Miete bald nicht mehr leisten zu können. Dies trifft vor allem diejenigen, die einen Indexmietvertrag haben – denn diese Mieten sind an die Inflation gekoppelt.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei RTL.de.

Jeder von uns bekommt die aktuelle Inflation zu spüren. Lebensmittel, Benzin – alles wird teurer. Nun könnte es bald auch die Mieten treffen. Davor haben die meisten Menschen Angst, wie eine Umfrage in der RTL-Sendung "stern TV am Sonntag" zeigt.

Alleinerziehende Mutter gibt Hälfte ihres Gehalts für die Miete aus

Susanne Holzhüter weint. Sie ist zu Gast bei "stern TV am Sonntag". Die alleinerziehende Mutter lebt in Hamburg. Ihre Wohnung hat sie seit neun Jahren. Die Inflation hat sie voll erwischt. Als Sekretärin verdient sie 2.800 Euro im Monat. Jetzt, wo alles teurer geworden ist, bleibt davon am Monatsende nicht viel. Zwanzig Euro vielleicht noch. Die spart sie für ihre Tochter Pauline. Das gelingt ihr aber nur, weil sie am Mittag auf der Arbeit häufig auf warmes Essen verzichtet.

Die Sekretärin hat einen Indexmietvertrag, wie ihn immer mehr Wohnungsbaugesellschaften abschließen. Ihr ist klar: Eine Mieterhöhung wird kommen. "Am meisten Angst macht mir, dass ich krank werde, und dann alles nicht mehr bezahlen kann", sagt Susanne Holzhüter schluchzend. "Ich bin der Meinung, ich verdiene richtig gut, aber am Monatsende bleibt einfach nichts mehr übrig." Denn die Hälfte ihres Gehalts muss sie für die Miete aufbringen – 1.400 Euro. 

Mieterhöhung an Inflation gekoppelt: Der Indexmietvertrag

Wenn ein Vermieter die Miete erhöhen will, muss er sich normalerweise daran orientieren, wie teuer die Wohnungsmieten in der Umgebung sind. Die Mieten dürfen nicht höher sein als der örtliche Mietspiegel. Der steigt aber oft nicht wirklich schnell. Darum schließen vor allem Wohnungsbaugesellschaften gerne Indexmietverträge ab. Die richten sich nach den Lebenshaltungskosten aller Menschen in Deutschland. Und die wiederum sind durch die Inflation in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Damit könnten auf viele Menschen mit Indexmietverträgen bald deutliche Mieterhöhungen zukommen. Je länger die letzte Mieterhöhung zurückliegt, desto schneller. Indexmieten dürfen einmal pro Jahr angehoben werden. Und selbst, wenn es eine Mietpreisbremse geben sollte: Für Indexmietverträge gilt die in der Regel nicht.

Wer einen solchen Mietvertrag hat, muss schnell reagieren, wenn der Vermieter schreibt. Bei Indexmietverträgen müssen Mieterhöhungen schriftlich angekündigt werden. Ab dem übernächsten Monat nach dem Schreiben treten sie frühestens in Kraft.

Susanne Holzhüter hat noch keinen Brief vom Vermieter bekommen. Doch sie rechnet bald damit. Wahrscheinlich wird ihre Miete um zwanzig Euro im Monat klettern, fürchtet sie. Und was dann? "Dann rutsche ich jeden Monat ins Minus", sagt sie. 

Mieterschutzbund: Indexmietverträge "wie eine Gelddruckmaschine"

Claus Deese ist Vorsitzender des Mieterschutzbundes. Deese erklärt: Indexmietverträge verstoßen gegen kein Gesetz. Er beschreibt sie so: "Sie sind für die Wohnungsbaugesellschaft wie eine Gelddruckmaschine. Gerade in den Städten, wo die Mieten ohnehin durch die Decke gehen." Ihr System sei falsch, sagt er. Denn: "Die Lebenshaltungskosten haben mit der Miete nichts zu tun."

Christina-Johanne Schröder von den Grünen hofft, dass sich bei den Indexmietverträgen bald etwas ändert. Laut der Wohnungsbauexpertin will die zuständige Ministerin Klara Geywitz das Thema schnell auf die Tagesordnung bringen. Schröder beklagt: "Die Indexmietverträge sind überhaupt nicht reguliert." 

Umfrage bei "stern TV am Sonntag": 81 Prozent fürchten, Mieten nicht mehr zahlen zu können

Das könnte sich der Wohnungsbaukonzern Vonovia zunutze machen. Dort denkt man über eine Mieterhöhung für die etwa eine Million Mieter nach. "Ich kenne das nicht anders von Vonovia", sagt Deese dazu. "Die machen so was täglich. Darum hat mich auch deren Ankündigung nicht wirklich geschockt."

Die Erhöhung von Kaltmieten sei jedoch nicht alles. Denn durch die Inflation könnten auch die Mietnebenkosten deutlich ansteigen. Vor allem Energie wie Heizung und Strom würde teurer werden. Deese: "Das wird dazu führen, dass sich viele Mieter im nächsten Jahr fragen werden, wie sie die horrende Nachzahlung finanzieren sollen."

Die Zuschauer bei "stern TV am Sonntag" wissen das. Eine Umfrage kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: 81 Prozent haben Angst, im nächsten Jahr ihre Miete nicht mehr zahlen zu können. Zu ihnen gehört Susanne Holzhüter. Sie hat einen Wunsch: "Ich möchte, dass die Politik was tut. Sie sollte mehr helfen, gerade bei Alleinerziehenden."

RTL.de

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