Gewerkschafts-Finanzen 658 Millionen im Feuer

Die Schieflage ihrer Holding BGAG lässt die deutschen Gewerkschaften um viel Geld zittern: DGB, IG Metall, Verdi müssen wahrscheinlich an die 700 Millionen Euro an Krediten abschreiben.

Die Abwicklung der gewerkschaftseigenen Unternehmenssparte kommt den DGB und seine Einzelgewerkschaften erneut teuer zu stehen. So müssen IG Metall, Verdi und Co. aller Voraussicht nach mindestens 658 Millionen Euro an Darlehen abschreiben, die sie an ihre Beteiligungen ausgereicht hatten. Das berichtet der stern in seiner neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe.

Die Gewerkschaften hatten ihre wesentlichen Firmenwerte einst in der Holding BGAG gebündelt. Nach dem Verkauf etwa der Bausparkasse BHW sowie von zehntausenden Gewerkschaftswohnungen 2005 und 2006 ist die BGAG mittlerweile weitgehend ausgezehrt. Nach stern-Informationen besitzt die Holding nur noch rund 200 Millionen Euro an Vermögen, das für Rentenzahlungen an ehemalige Beschäftigte zurückgestellt ist. Faktisch ist die BGAG also lediglich noch eine Pensionskasse.

Dagegen stehen Darlehen der Gewerkschaften an die Beteiligungsholding, die sich bis Ende 2008 auf rund 658 Millionen Euro angehäuft hatten, wie BGAG-Geschäftspapiere nun zeigen. Selbst die Zinsen kann die Holding nicht mehr bedienen: Sie werden gestundet. "Die Kredite", bestätigt auch ein Gewerkschaftsinsider, "sind sicher nicht mehr besonders werthaltig".

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Die drohenden Millionenverluste sind eine Folge des Finanzdesasters um die einstige Gewerkschaftsbank Allgemeine Hypothekenbank Rhein-boden (AHBR). Die AHBR hatte sich an den Zinsmärkten verspekuliert und musste Ende 2005 mit einer hohen Mitgift an einen Investor abgegeben werden. Den Gesellschaftern entstand bereits damals ein Schaden in Milliardenhöhe. Die beteiligte IG Metall zum Beispiel, das belegen ebenfalls interne Gewerkschaftspapiere, griff damals sogar ihre Streik- und Pensionsrücklagen an und zahlte 168,5 Millionen Euro in einen Rettungsfonds für die Bank. Ob das Geld je zurückfloss, blieb ungeklärt.

Mit dem Ausverkauf der Firmensparte sollten die Finanzlöcher gestopft werden, die die marode Bank aufgerissen hatte. Das misslang offensichtlich, wie die noch offenen Darlehen zeigen. Die Gewerkschaften lehnen einen Kommentar zu ihrer Vermögenssituation und den drohenden Kreditabschreibungen ab.

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