Der seit zwei Wochen andauernde Kursanstieg an den Aktienmärkten löst neben Begeisterung bereits erste Sorgenfalten aus. Einige Stimmen warnen schon vor dem Platzen einer schillernden Seifenblase. Dagegen sieht das Gros der Börsenstrategen - nach einer kurzen Verschnaufpause - die nächste Rallye bereits am Horizont.
Gipfelwettrennen trotz mieser Konjunktur
Seit Tagen liefern sich die Börsianer ein Gipfelwettrennen, obwohl die schlechten Konjunkturbotschaften noch überwiegen. Das überraschend schnelle Ende des Irak-Krieges und die stabilen US-Börsen trieben die internationalen Aktienmärkte in überraschende Höhen. Seit dem Tiefstand im März mit rund 2.200 Zählern ist der Deutsche Aktienindex (DAX) um mehr als die Hälfte nach oben geklettert. Derzeit pendelt er um 3.300 Punkte.
Weiter Aufholjagd möglich
Die Hoffnung auf eine weitere Aufholjagd wird genährt von Prognosen, die Deutschland bereits in der wirtschaftlichen Talsohle sehen und bald mit einer Konjunkturerholung rechnen. In vielen Unternehmen hat sich die Ertragslage durch Personaleinsparungen schon gebessert. Erste zaghafte Signale deuten zudem auf eine Erholung der Weltwirtschaft hin - dies würde dem Exportweltmeister Deutschland den Rücken stärken.
Bisherige Dax-Talfahrt übertrieben
Da zudem private und institutionelle Investoren nach Ansicht der Commerzbank über reichlich Geld zum Anlegen verfügen, dürfte beim Dax im Laufe des Jahres noch bis zu 15 bis 20 Prozent Luft nach oben sein. "Damit erreichen wir wieder eine realistischere Bewertung der Situation in Deutschland", sagt der Chefvolkswirt der Commerzbank, Ulrich Ramm, mit Blick auf die drastischen Unterbewertungen der vergangenen Zeit. Die DAX-Talfahrt im Frühjahr war seiner Meinung nach weit übertrieben. Die Anleger hätten die Realität aus den Augen verloren.
Erstmal lauer Sommer
Zunächst aber steht den Börsianern ein lauer Sommer bevor - der DAX wird nach Ansicht von Aktienexperten zunächst auf der Stelle treten und "durchatmen". An den internationalen Börsenplätzen könnte es wieder bis zu zehn Prozent den Keller gehen, befürchten Skeptiker.
Baldige Konsolidierung
Nach dieser Phase der Konsolidierung steht aber einem erneuten DAX-Aufstieg nichts mehr im Weg. "Die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank und der Vergleich zu den völlig überbewerteten amerikanischen Aktienmärkten gerechtfertigt eine weitere bessere Bewertung der Gesellschafte", begründet Ramm seinen Optimismus. Es fehle nur noch das Fundament von wirtschaftlich besseren Daten in der Bundesrepublik. "Und die Hoffnung, dass wieder bessere Zeiten in diesem Jahr kommen, ist keine Fata Morgana."
Manager sehen Kursniveau überbewertet
Dagegen warnen Fondsmanager vor dem Ende der Erholung an den weltweiten Börsenplätzen. Dies ergab eine Umfrage der US-Bank Merrill Lynch. Die Manager sehen die Aktienmärkte bereits beim jetzigen Kursniveau überbewertet. Anleger würden daher in der kommenden Zeit wieder eine vorsichtigere Haltung gegenüber Aktien an den Tag legen.