Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr - wer schon eins hat, muss es nun heizen. Klug waren alle, die früh im Jahr ihren Öltank füllten, denn der Preis kannte zuletzt nur eine Richtung: aufwärts. Ende vergangener Woche lag er über 47 Cent pro Liter - gut ein Drittel höher als vor einem Jahr. Wer bald Öl braucht, sollte besser früher als später bestellen, raten Verbraucherschützer und Vertreter des Mineralölhandels. Denn die Preise fürs Rohöl - Grundstoff des Heizöls - dürften nicht zuletzt wegen des Terrors im Irak und des steigenden Verbrauchs in China eher weiter steigen.
Spekulieren sollten nur Kunden, die nicht unter Zeitdruck stehen. "Wer mit seinem Vorrat sicher in den Januar oder Februar kommt, kann es riskieren zu warten", sagt Klaus Bergmann vom Heizöl-Internetportal esyoil. Bis dahin könnten die inländische Nachfrage und der Rohölpreis wieder sinken - angesichts der unruhigen Weltlage bleibt allerdings ein Risiko.
Erdgas: Auf der Ölspur
Die Kopplung der Preise von Gas und Öl ist umstritten Steigen die Ölpreise, bekommen das einige Monate später auch die Gaskunden zu spüren: Die Importpreise sind mit zeitlicher Verzögerung an die Ölpreise gekoppelt. Wann und in welcher Höhe die Steigerung an die Kunden weitergegeben wird, variiert je nach Vertrag und Unternehmen. Nach einer Umfrage des Energie Informationsdienstes wollen die Gasversorger zum 1. Oktober die Preise um vier bis zehn Prozent erhöhen, im Januar sind die nächsten Aufschläge zu erwarten.
Verbraucherschützer halten die angekündigten Preissteigerungen für überhöht und verweisen darauf, dass die Importpreise nur einen Anteil von rund 30 Prozent am Endpreis hätten. Das Kartellamt ist ebenfalls aktiv geworden: Es untersucht derzeit, ob die geplanten Preissteigerungen "missbräuchlich" seien. "Wir sind verschiedenen Ungereimtheiten auf der Spur", sagt ein Sprecher. Ob die Preisbindung ans Öl noch mit dem Kartellrecht zu vereinbaren ist, will das Amt ebenfalls prüfen.
Kurzfristige Spekulationen sind auch aus einem anderen Grund heikel. Bei einem Kälteeinbruch kann es passieren, dass die Firmen mit der Lieferung nicht nachkommen. "Warten die Kunden, bis die ersten Schneeflocken fallen, müssen sie sich eventuell ein, zwei Tage gedulden", sagt Günther Jäckel vom Gesamtverband des Deutschen Brennstoff- und Mineralölhandels. Und dann sitzt man im Kalten oder zahlt die teure Soforthilfe extra. Auch für Mieter dürfte dieser Winter teuer werden. Der Deutsche Mieterbund rechnet für eine 100-Quadratmeter-Wohnung mit um 200 Euro höheren Kosten als in der vergangenen Heizsaison. Allerdings war Heizöl vor vier Jahren schon mal deutlich teurer. Damals hatten der schwache Euro und eine starke Nachfrage die Preise auf bis zu 55 Cent getrieben. "Ich glaube nicht, dass wir diese Marke die nächsten Monate erreichen", sagt Klaus Bergmann von esyoil.
Bei extremen Sonderangeboten sollte man gerade in Zeiten hoher Preise vorsichtig sein. "Je teurer das Zeug, desto höher der Anreiz zu betrügen", sagt Arnold Beumker vom Landesbetrieb Mess- und Eichwesen in Nordrhein-Westfalen. Bei jedem zehnten Tankwagen entdecken die Kontrolleure in NRW Manipulationen am Messgerät. Insider vermuten, dass die Dunkelziffer viel höher ist. Ein mittlerweile verurteilter Händler gab jüngst vor Gericht an, es sei üblich, mit einer Fernbedienung in der Hosentasche an der Ölzufuhr zu tricksen. Da läuft der Kraftstoff etwa in einem Kreislauf über die Messuhr - aber nicht mehr in den Tank des Kunden.
Solchen Tricks auf die Schliche zu kommen ist schwierig. Aber oft kann es helfen, dem Öllieferanten über die Schulter zu gucken. Ein dezent drapierter Lappen auf der Messuhr, ein Akkuschrauber im Führerhäuschen (um den Zähler vorzudrehen) oder eine Fernbedienung für die Anlage sind Warnsignale. Während der Zähler läuft, sollte im Schauglas des Armaturenschranks immer Mineralöl zu sehen sein - und keine Luftblase. Hilfreich ist es auch, mit einem Peilstab oder Zollstock vor und nach der Lieferung die Füllstände zu vergleichen. Bei Plastiktanks kann der Stand mit einem Stift außen markiert werden, so fallen einem Betrugsversuche eher auf. Im Zweifel nehmen die Eichbehörden Hinweise entgegen, sie geben auch weitere Tipps für die sichere Lieferung (www.eichamt.de).