Vom Gratis-Abo für Zeitungen bis Handy-Klingeltönen oder Kosmetikproben zum Nulltarif - gesucht wird im Internet alles, was vermeintlich den Geldbeutel schont. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Online-Anbietern, die mit vielversprechenden Namen wie "Gratis-tut-gut", "kostnixx" oder "geldlos" Kunden auf ihre Seiten locken. Die Werbewirtschaft freut sich über die zusätzlichen Konsumentendaten. Verbraucher- und Datenschützer warnen indes vor Missbrauch.
Viele junge Menschen auf Schnäppchenjagd
Mehr als fünf Millionen Zugriffe verzeichnet www.kostenlos.de pro Monat. 15 Mitarbeiter stellen täglich von Duisburg aus mehr als 6700 Gratis-Angebote von Unternehmen ins Internet und prüfen auch, ob diese noch aktuell sind. Der 1996 von vier Journalisten gegründete Dienst versteht sich aber keineswegs als "reine Schnorrerseite, sondern eher als Verbraucherportal". "Die Links auf die Gratis-Angebote sind bei uns für jeden frei zugänglich", sagt Vorstand Martin Althaus. Erst wenn man die Angebote anklicke, müssen persönliche Daten angeben werden. Besonders gefragt seien Software zum kostenlosen Ausprobieren oder alles rund ums Handy. Nutzer von kostenlos.de seien vor allem junge Menschen.
"Lass Deine Homepage für Dich arbeiten. Kostenlos anmelden und dauerhaft verdienen." Mit diesem verlockenden Angebot wirbt "gratis-tut-gut.de" um Kunden und bietet neben kostenlosen Versicherungs- oder Stromanbietervergleichen auch Gratiskataloge, Waschmittelproben oder Kontaktanzeigen an. Bonuspunkte gemeinsam sammeln und Gutscheine "absahnen" verspricht hingegen "gemeinsamtanken.de". "Geldgratis.de" lockt mit Verdienstmöglichkeiten im Internet, ohne dass man dafür arbeiten muss. Und der virtuelle "Kostnix-Laden" preist den kostenlosen Warentausch von der Blumenvase bis zur Brotmaschine.
Private Daten für den internationalen Adressenhandel
Die Seite "allmax.de" hingegen hat sich nur auf Studenten spezialisiert. Seit Ende 1999 suchen in Berlin 30 Mitarbeiter bei Unternehmen aller Branchen nach Angeboten zum Nulltarif. Wer diese abgreifen will, muss allerdings einen gültigen Studentenausweis vorlegen. Bis zu 300.000 Zugriffe verzeichnet die Schnäppchenseite nach eigenen Angaben im Monat.
"Wer seine persönlichen Daten - vom Geburtsdatum bis zur Bankverbindung - einmal ins Netz stellt, gibt sie frei für den Abschuss in den internationalen Adressenhandel. Und dann quillt der Briefkasten schnell über", warnt Gabriele Francke von der Berliner Verbraucherzentrale. "Wenn man verhindern will, dass die Werbewirtschaft die Daten weiterverwendet, sollte man sich vorher wehren", empfiehlt die Sprecherin des Berliner Datenschutzbeauftragten. Widerspruch könne nur im im Vorfeld eingelegt werden. Darauf wiesen einige Internetseiten auch "im Kleingedruckten" hin.
Eintrag in Robinson-Liste hilft
Sollte Werbepost doch den Weg in die Mailboxen oder Postkästen finden, bleibt noch der Eintrag in die Robinson-Liste. In diese Verbraucherschutzliste, die 1996 auf Initiative der Wirtschaft eingerichtet wurde, kann sich jeder kostenlos einschreiben, um unerwünschte Werbung zu verhindern. Derzeit weise die Liste 250.000 Einträge auf, jeden Monat erfolgten gut 4500 neue Einträge.
Die Werbewirtschaft freut sich indes über die zusätzlichen Daten. "Natürlich ist das positiv, damit kann man Fehlsteuerung vermeiden", heißt es beim zentralen Branchenverband. Jedes Unternehmen habe Interesse, so dicht wie möglich am Konsumenten dranzubleiben. "Proben und Testmuster sind für uns enorm wichtig", betont auch Europas führende Parfümeriekette Douglas. Jährlich werde eine zweistellige Millionenmenge für die insgesamt 814 Filialen bereitgestellt. "Jeder Probengeier ist auch ein potenzieller Kunde", sagt ein Sprecher.