Steuersparmodelle Absturz der Abschreiber

Steuersparmodelle waren lange der Renner. Jetzt droht vielen Angeboten das Aus. Die Macher geraten unter Beschuss - und manchmal in den Knast.

Es gibt Leute, bei denen brennen alle Sicherungen durch, wenn es darum geht, Steuern zu sparen. Da werden ganze Jahreseinkommen in windige Steuersparmodelle gesteckt - Hauptsache, der Fiskus kriegt nichts ab. Auf solche manischen Steuersparer haben sich die Anbieter von so genannten geschlossenen Fonds spezialisiert. Jetzt, zum Jahresende, gehen sie mit ihren Hochglanzprospekten wieder auf Kundenfang. Motto: Abschreiben, solange es noch geht. Denn in diesem Jahr ist vieles anders als sonst. Die meisten gängigen Konzepte geschlossener Fonds stehen vor dem wirtschaftlichen und/oder steuerlichen Aus. Und viele der einstigen Stars unter den Anbietern sind pleite, gepfändet, gefeuert, vor Gericht oder schon im Gefängnis.

Geschlossene Fonds sind unternehmerische Beteiligungen an Immobilien, Handelsschiffen, geleasten Verkehrsflugzeugen, Kinofilm-Produktionen, Windkraft-anlagen - kurz: an allem, worauf der Fiskus saftige Steuerabschreibungen ermöglicht (hat). Egal, wie nutzlos, unsinnig oder dubios das Geschäft eines solchen Fonds auch war: Wichtig war nur, dass man als beteiligter Anleger (Miteigner an Kommanditgesellschaften, GmbHs, GbRs oder "stillen Gesellschaften", "Blind Pools") seine private Steuerlast drücken konnte. In Prospekten nannten die Vertreiber das "Verlustzuweisung".

Rund zehn Milliarden Euro sollen allein im laufenden Jahr bei Anlegern eingesammelt werden. Der bisherige Gesamtschaden durch Pleiten und Betrug beträgt ein Vielfaches. Regeln? Staatliche Aufsicht? Kontrolle? All dies gibt es in der Hardcore-Steuerspar-Szene nicht. Kaum einer durchschaut die Geschäfte, kennt sich in Juristerei und Wirtschaftsprüfung gut genug aus. Um 15 Prozent und mehr eines solchen Investments sacken im Durchschnitt die Macher für sich ein. Freilich kaschiert als allerlei "Kosten-Punkte", im Jargon "Weichkosten" genannt. Wohin wirklich wie viel Geld der Anleger fließt, bleibt oft verborgen. Diese merken meistens viel zu spät, wenn ihr Fonds absäuft.

Die Namenliste, die zu den Pleiten, Prozessen und Pannen der vergangenen Jahre gehört, liest sich heute wie das Who's who der Steuer-Trickser. Als letzter der früheren "Grandseigneurs" der Szene ging Egon Banghard in U-Haft. Der Immobilien-Verhökerer aus Stuttgart mit Firmensitz in Berlin hatte unter anderem mit Franz Beckenbauer Geschäfte gemacht. Der "Kaiser" forderte und bekam kurz vor Toresschluss gut eine Million Euro von Banghard ("ein Missverständnis") zurück. Es folgte die totale Pleite. Die Firma mit dem blumigen Namen Prinz zu Hohenlohe-Jagstberg & Banghard soll vor kurzem für gerade noch einen Euro den Besitzer gewechselt haben, heute in Hamburg residieren und sich jetzt sinnigerweise "Solventa" nennen. Ob die rund 7000 Kunden Banghards ähnlich glimpflich davonkommen wie dessen Golf-Spezi Beckenbauer, bleibt abzuwarten.

Die Anteilseigner eines 650 Millionen Euro schweren so genannten Dreiländerfonds schauen bereits in die Röhre. Der Fonds, unter anderem bestehend aus Beteiligungen an Immobilien und Medienproduktionen, ist wirtschaftlich derbe unter Druck. Massenhaft verkauft hatte die Anteile Carsten Maschmeyers Vertriebsfirma AWD, gegen die immer wieder wegen Falschberatung geklagt wird. Der Stuttgarter Fonds-Macher Walter Fink steht bereits vor Gericht. Betrugsverdacht.

Weicher fielen bislang Mathias Troger und Manfred Schoeps, die Ex-Chefverkäufer von Ost-Immobilienfonds der Bankgesellschaft Berlin. Sie wurden von ihrem früheren Arbeitgeber lediglich gefeuert. Schadensersatz mussten die beiden der Bank jedoch nicht zahlen. Dabei wäre das Geldhaus auch aufgrund der Geschäfte ihrer Ex-Manager fast Pleite gegangen. Jetzt bürgt das Land Berlin für Fondsrisiken von mehr als 21 Milliarden Euro. Die Bundesregierung schickt sich nun an - gemeinsam mit Teilen der Opposition -, den Steuer-Drückern noch härter zuzusetzen.

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Frank Donovitz