Die Tarifverdienste in Deutschland sind im April 2008 so stark gestiegen wie seit zwölf Jahren nicht mehr. Sowohl die Monatsgehälter der Angestellten als auch die Stundenlöhne der Arbeiter nahmen um 3,5 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Im selben Zeitraum legten die Verbraucherpreise nur um 2,4 Prozent zu.
Steigerungsraten bei den Verdiensten in dieser Größenordnung hatte es den Berechnungen zufolge in Deutschland zuletzt 1996 gegeben. Im April 1996 waren die Stundenlöhne der Arbeiter um 5,2 Prozent gestiegen, im Juli 1996 um 3,5 Prozent und seitdem nie mehr so stark. Die Monatsentgelte der Angestellten hatten im April 1996 um 4,1 Prozent zugenommen und bis Januar 2008 (3,3 Prozent) nie mehr über 3,0 Prozent gelegen. Die niedrigste Zunahme seit 1996 hatte es bei den Arbeitern mit einem Plus von 0,9 Prozent im Juli 2005 gegeben, bei den Angestellten mit plus 0,7 Prozent im April 2006.
Chemische Industrie legt kräftig zu
Der hohe Anstieg der Tarifverdienste 2008 ist laut Bundesamt vor allem auf die bereits bis einschließlich Januar 2008 wirksam gewordenen Tariferhöhungen zurückzuführen. Seither stiegen die Tarifverdienste im Durchschnitt lediglich um 0,7 Prozent, wie die Statistiker mitteilten. Berücksichtigt werde hierbei die durchschnittliche Tarifverdienstentwicklung in allen erfassten Wirtschaftszweigen im Zeitraum Februar bis April 2008, und zwar unabhängig von etwaigen Tariferhöhungen.
Für den Tarifindex bedeutende Abschlüsse gab es im Berichtszeitraum in der chemischen Industrie, wo die Stundenlöhne im April dieses Jahres insgesamt um 4,6 Prozent über dem Vorjahreswert lagen. Zudem traten im Baugewerbe und im öffentlichen Dienst bereits zu einem früheren Zeitpunkt vereinbarte Tariferhöhungen in Kraft. Im Baugewerbe stieg der Stundenlohn von April 2007 bis April 2008 um 3,7 Prozent. Diese Zunahme beruht laut Bundesamt nur zu einem geringen Teil auf der zweiten Stufenerhöhung vom 1. April dieses Jahres. Der wesentliche Teil des Anstiegs geht auf die erste Erhöhung vom 1. Juni 2007 zurück.
6,5 Prozent mehr im öffentlichen Dienst
Die tariflichen Monatsgehälter im öffentlichen Dienst erhöhten sich von April 2007 bis April 2008 um insgesamt 6,5 Prozent. Davon entfielen 4,5 Prozent auf die bereits am 1. Januar 2008 wirksam gewordenen Tariferhöhungen. Seither stiegen die Tarifverdienste in Deutschland rechnerisch um 2,0 Prozent. Dieser Anstieg ergibt sich aus der zum 1. April 2008 vereinbarten Anpassung der oberen Entgeltgruppen für die beim Bund beschäftigten Angestellten in den neuen Bundesländern an das Westniveau sowie der zum gleichen Zeitpunkt in Kraft getretenen Tariferhöhung in den Gemeinden in den neuen Bundesländern.