VERBRAUCHER Handy-Abzocke werden immer dreister

Die neuste Masche setzt auf Lockanrufe aus der Südsee - ein Rückruf aus Neugier kann da ganz leicht ruinös werden. Tipp: Dubiose »Bitte ruf zurück«-SMS löschen.

Die Versuche, Handy-Besitzern Geld aus der Tasche zu ziehen, werden immer dreister. Die neuste Masche der Gebühren-Abzocker: Das Handy klingelt nur einmal. Auf dem Display bleibt die Nummer des Anrufers zurück. Ungewöhnlich ist die Ziffernfolge. 00686/720 50 etwa, oder 00674/444 95 10. Wer neugierig wird und zurückruft, bleibt scheinbar in einer Fehlschaltung hängen. Scheinbar wird er zum Mithörer eines Beziehungsgesprächs zwischen zwei Menschen. Tatsächlich telefoniert er jedoch mit einem Tonband in der Südsee - zu irrwitzigen Preisen.

Durch Computerprogramme angewählt

Lockanrufe mit Dutzenden solcher exotischen Nummern überrollen seit Wochen die Mobilfunknetze in Deutschland. Auch wer peinlich genau darauf geachtet hat, seine Handy-Nummer nicht preis zu geben, hat keine Garantie darauf, verschont zu bleiben. Computerprogramme verschicken in großem Stil die Anrufe an Nummern, die nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt wurden. »Mal ist eine Woche lang dieses Netz dran, mal ein an anderes«, berichtet Philipp Schindera, Sprecher von T-Mobile, und fügt hinzu: »Die Methoden werden immer skurriler.« Allein T-Mobile hat bereits »an die 30 Nummern« aus der Südsee inzwischen technisch blockiert, um seine Kunden vor den horrenden Gebühren zu bewahren. Trotzdem kommen immer wieder neue dazu.

Irrglauben, einem anderen Gespräch zu lauschen

Das Spiel mit der Neugier der Menschen scheint sich zu lohnen. 1,89 Euro rattern pro Minute durch den Gebührenzähler, sobald die Verbindung mit exotischen Inselstaaten wie Kiribati, Nauru, Sankt Helena oder Neukaledonien einmal hergestellt ist. Und weil der heimliche Lauscher des inszenierten Gesprächs glaubt, nur in einer falschen Leitung gelandet zu sein, warten die meisten ahnungslosen Anrufer erst einmal ab und hören mit. »Das ist das Perfide an der neusten Masche«, warnt Markus Saller, Jurist der Verbraucherzentrale Bayern.

Rein rechtlich ist gegen solche Lockanrufe nichts auszurichten. Nach Schinderas Erkenntnissen ist es in den Inselstaaten offenbar möglich, dass sich die Geschäftemacher und die dortigen Telefongesellschaften die Gebühren teilen, die von den deutschen Handy-Besitzern kassiert werden.

SMS sofort löschen

Die einzige Methode, sich Abzocker vom Leibe zu halten: Finger weg von unbekannten, dubiosen Nummern. Auf keinen Fall aus Neugier zurückrufen, Nachrichten sofort löschen. Diesen Rat hat Verbraucherschützer Saller auch für Handy-Besitzer parat, die immer wieder von SMS-Mitteilungen mit dem Tenor »Bitte ruf mich dringend zurück« oder »Jemand weiß wichtige Neuigkeiten« genervt werden. Auch hinter solchen Aufforderungen stecken Computerprogramme, die die Kurzmitteilungen wahllos durch Deutschland jagen und zum teuren Rückruf animieren.

30 Sekunden-Telefonat für 900 Euro

Wer dem Trick auf den Leim geht, weil er nicht den Absender überprüft hat, landet in der Regel auf Anrufbeantwortern mit kostspieligen 0190-er Nummern. Die kosten bis zu 1,86 Euro pro Minute, erläutert Saller. Noch viel schlimmer kann es werden, wenn 0190-0... Ziffernfolgen angewählt werden. »Da kann der Anbieter das Entgelt selbst festlegen«, erläutert der Münchner Jurist. Und das waren in einem der übelsten Fälle einmal 30 Sekunden zum Preis von 900 Euro.