Crime Story Eine Insel in der Südsee

  • von Janina Martens
Die Insel der Meuterer von der „Bounty“ galt als Idyll. Doch für Frauen ist sie das bis heute nicht. Eine Fotoreportage
Pitcairn Island
Im Jahr 1790 landeten 15 Männer und zwölf Frauen an der Küste von Pitcairn an. Die Männer hatten gelernt, ihren Willen durchzusetzen. Die meisten von ihnen waren Meuterer von der „Bounty“
© Rhiannon Adam

Ein vergoldeter Nagel an ihrer Halskette erinnert Rhiannon Adam jeden Tag daran, dass der Albtraum vorbei ist.

Dass sie die Insel verlassen hat. Der Anhänger ist die Nachbildung eines Kupfernagels von der „Bounty“, dem Schiff der berühmten britischen Meuterer. Nägel, so erzählt man sich, waren seinerzeit auf See beliebtes Tauschgut. Seemänner sollen sie den polynesischen Frauen gebracht haben – im Tausch gegen Sex.

Rhiannon Adam bekam den Kupfernagel von einem Mann auf Pitcairn Island. Wenn die 37-Jährige davon erzählt, klingt es, als seien seitdem nur einige Wochen vergangen, die Erinnerungen frisch. Namen, Gefühle, Orte, alles noch da. Dabei ist ihr Fotoprojekt auf der Südseeinsel sieben Jahre her, sie ist längst zurück in London. Jüngst hat sie ihre Fotos und Erfahrungen in einem Buch verarbeitet: „Big Fence / Pitcairn Island“. Rhiannon Adam sagt: „Pitcairn lässt mich nicht los, aber ich werde niemals dahin zurückkehren. Nicht für alles Geld der Welt.“ Der „Bounty“-Nagel war ein Geschenk, das sie gegen ihren Willen bekam.

Erschienen in stern Crime 45/2022