E-MAIL AUS NEW YORK Deutsch oder Englisch?

Ich werde oft gefragt, welche Sprache für mich dominanter geworden ist: Deutsch oder Englisch?

Wenn mich jemand fragt, ob ich mittlerweile auf englisch oder doch noch auf deutsch denke, fällt mir die Antwort nicht leicht. Obwohl mein Privatleben und der Job vom Englischen dominiert wird, gibt es Tage, an denen ich sprachgelähmt bin. Mein Gehirn funktioniert dann nur auf deutsch. Meist treten diese Situationen nach einem besonders lebhaften Traum auf deutsch, nach einem langen Telefonat mit der Heimat oder durch das Lesen eines deutschen Buches auf. An solchen Tagen rede ich kompletten Kauderwelsch: Mir rutschen ständig deutsche Begriffe in meine englischen Sätze und je mehr ich mich dagegen wehre, umso schlimmer wird es.

Glücklicherweise sind solche Tage eher selten. Meistens komme ich mit dem Englisch gut zurecht. Ich kann auf englisch streiten, ohne Probleme einen Smalltalk halten und sogar ironisch sein. Selbst geschäftliche Telefonate, die mir anfangs Bauchschmerzen bereiteten, machen mir heute nichts mehr aus.

Nur eines kann ich nicht: witzig sein. Und damit meine ich nicht, dass die Leute nicht über mich lachen können, das kommt vor. Ich meine, mir fehlt im Englischen der Wortwitz. Und er fehlt mir wirklich!

Ich wurde darauf aufmerksam, als ich letztens mit zwei deutschen Jungs frühstücken war. Es wurde Prosecco getrunken, viel geredet und oft herzlich gelacht. Dabei fiel mir auf, dass lustige kleine Doppeldeutigkeiten, schräge Ausdrücke für Banalitäten, eben lauter sprachliche Feinheiten, Geschichten witzig machen. Und genau diese Feinheiten fehlen mir im Englischen.

Später bekam ich dann auch den Beweis: Ich versuchte, meinem Freund zu erklären, was so lustig an dem Frühstück war. Er schaute mich nur leicht irritiert an, nickte zweimal langsam und sagte: »Ha, ha«. Ich glaube, verstanden hat er mich nicht. Wie auch, wenn ich es selbst in der englischen Nacherzählung nicht mehr lustig finde. Lediglich der Gedanke daran brachte mich wieder zum Kichern.

Ich weiß jetzt, erst wenn mir der Wortwitz auch auf englisch gelingt, habe ich diese Sprache wirklich gemeistert. Und: Solange das nicht der Fall ist, werde ich von weiteren Versuchen absehen. Versprochen!

Fortsetzung folgt...

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