449 Millionen Euro Lehman reißt Postbank in rote Zahlen

Die Finanzkrise hat die Postbank mit voller Wucht getroffen: Das Institut fuhr im dritten Quartal einen Vorsteuerverlust von 449 Millionen Euro ein. Die Belastungen stammen hauptsächlich aus Engagements bei der US-Pleitebank Lehman Brothers. Nun muss die Konzernmutter Post mit einer Milliarden-Finanzspritze eingreifen.

Wegen der anhaltenden Finanzmarktkrise muss die Postbank noch vor Jahresende ihr Kapital um bis zu eine Milliarde Euro erhöhen. Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hat dem Institut im dritten Quartal einen Verlust von mehreren Hundert Millionen Euro beschert, wie die Postbank am Montag mitteilte. Die Deutsche Post erklärte, sie beteilige sich als Mehrheitsaktionärin bis zu 100 Prozent an der geplanten Finanzspritze.

"Wir sind nach wie vor eine stabile, gute Privatkunden-Bank, aber wir leben auch nicht in einem Vakuum", sagte Postbank-Chef Wolfgang Klein. Die Finanzbranche habe zuletzt die anspruchsvollsten drei Monate durchlebt, die es jemals gegeben habe. Die Postbank musste nach eigenen Angaben allein wegen des Zusammenbruchs von Lehman Brothers Belastungen in Höhe von 364 Millionen Euro verbuchen. Das Minus im dritten Quartal beläuft sich insgesamt auf 449 Millionen Euro vor Steuern. Für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres weist die Postbank gut 112 Millionen Euro Miese aus.

Um die dünne Kapitaldecke zu stärken, soll der Postbank nun noch im vierten Quartal frisches Geld zufließen. Die bisherige Mehrheitseignerin Post wird den Angaben zufolge alle angebotenen Anteile zu mindestens 18,25 Euro je Stück zeichnen. Insgesamt sollen bis zu 54,8 Millionen neue Aktien ausgegeben werden.

Kein Rütteln am Teilverkauf an Deutsche Bank

Der Anteil der Deutschen Post an der Postbank könnte durch die Kapitalerhöhung zunächst auf maximal 62,52 Prozent steigen. Die Deutsche Post sei fest überzeugt von der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells und den Wachstumsaussichten der Postbank als einer der führenden deutschen Privatkundenbanken, teilte der Konzern mit. An der im September geschlossenen Vereinbarung mit der Deutschen Bank, wonach das Institut im ersten Quartal 2009 nach Vorliegen der kartell- und aufsichtsrechtlichen Genehmigungen einen 29,75-Prozent-Anteil an der Postbank von der Deutschen Post übernehmen wird, soll sich nichts ändern. "Was gemeinsam vereinbart wurde, läuft auch trotz Finanzmarktkrise planmäßig weiter", sagte Postbank-Chef Klein.

Eine Prognose für die kommenden Monate wollte Klein nicht wagen. Angesichts der unsicheren Zeiten sei ein Ausblick schwierig, betonte der Vorstandsvorsitzende. "Klar ist, dass wir uns alle bis mindestens Ende 2009 auf anspruchsvolle Zeiten in einem rezessiven Umfeld einstellen müssen." Zu der Frage, ob die Postbank auch erwägt, auf das Rettungspaket der Bundesregierung zurückzugreifen, wollte sich der Vorstandsvorsitzende nicht eindeutig äußern. Zuerst werde die Bank immer den Weg über ihre Investoren suchen. Wenn es dort Probleme gebe, müsse man weiterschauen. "Im Moment sind wir jedenfalls ausreichend kapitalisiert", sagte Klein.

AP
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