Arbeiterproteste in Frankreich Belegschaft räumt die Sprengsätze weg

Aufatmen in Frankreich. Die entlassenen Mitarbeiter des Autozulieferers New Fabris haben die Drohung zurückgenommen, ihre Fabrik in die Luft zu sprengen. Sie bekommen jetzt eine höhere Abfindung. Nachahmer haben eine mögliche Sprengung ebenfalls erfolgreich als Druckmittel benutzt.

Entwarnung beim französischen Autozulieferer New Fabris: Die Belegschaft beschloss am Freitag mit großer Mehrheit, von der angedrohten Sprengung ihres Werkes abzusehen. Bei einer Betriebsversammlung stimmten 204 von 235 der Betroffenen für den angebotenen Kompromiss. Industrieminister Christian Estrosi sprach von einer "klugen Entscheidung". "Der soziale Dialog hat gewonnen", erklärte er nach der Abstimmung bei dem Zulieferer, bei dem die Bänder seit Wochen stillstehen. Die Belegschaft könne nun "mit größtmöglichen Garantien" in die Zukunft gehen.

Zusätzlich zur gesetzlichen Abfindung bekomme jeder eine Entschädigungszahlung von 12.000 Euro netto auf die Hand, sagte Estrosi. Damit gingen die Arbeiter mit "durchschnittlich 29.500 bis 31.000 Euro" nach Hause, je nachdem, wie lange sie für New Fabris gearbeitet hatten. Außerdem bekommen sie ein Jahr lang 95 Prozent ihres derzeitigen Lohnes fortgezahlt, wenn sie einen Umschulungsvertrag unterschreiben.

Das Industrieministerium war kurz vor der Belegschaftsversammlung auf die Arbeiter zugegangen und hatte ihnen 12.000 Euro netto statt 11.000 Euro brutto angeboten, um den Jobverlust abzufedern. Die Arbeiter hatten von den beiden ehemaligen Hauptkunden Renault und PSA Peugeot Citroën eine Entschädigung in Höhe von 30.000 Euro gefordert und gedroht, andernfalls das Werk in die Luft zu sprengen.

Drohung findet Nachahmer

"Niemand wird das Risiko eingehen, dafür 15 Jahre in den Knast zu wandern", hatte Gewerkschafter Guy Eyermann am Donnerstag nach einer Kundgebung gesagt, wie "Le Parisien" berichtete.

Die Drohung bei New Fabris hatte in den vergangenen Wochen prompt Nachahmer gefunden. Beim Hebebühnenhersteller JLG und beim Netzwerkausrüster Nortel setzten die Arbeiter ebenfalls höhere Entlassungsabfindungen durch, indem sie zur Drohung Gasflaschen aufstellten und mit der Sprengung von Firmeneigentum drohten.

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AP/AFP