Die angedrohte Sprengung eines von der Schließung bedrohten Nortel-Werkes in Frankreich hat Wirkung gezeigt: Nach langwierigen Verhandlungen sollen die Beschäftigen nun zwischen 30.000 und 50.000 Euro Abfindung bekommen, berichtete die Zeitschrift "L'Expansion" am Mittwoch. Die etwa 500 Angestellten der insolventen französischen Tochter des kanadischen Netzwerkausrüsters hatten am Vortag mehrheitlich für ein Ende des seit zwei Wochen anhaltenden Streiks gestimmt. In der vergangenen Woche hatten sie Gasflaschen auf dem Werksgelände in Chateaufort bei Paris aufgestellt und mit einer Sprengung gedroht. Zuvor hatten bereits Angestellte des insolventen Autozulieferers New Fabris und des Maschinenbauers JLG zu der gleichen drastischen Maßnahme gegriffen.
Industrieminister Christian Estrosi zeigte sich erfreut über das Abkommen, das auch eine Beteiligung der Beschäftigten am Erlös der Liquidation vorsieht. Er betonte, dass gewaltsame Aktionen nur in eine Sackgasse führen würden. Zunächst hatte die Gewerkschaft Abfindungen in Höhe von 100.000 Euro pro Arbeitsplatz gefordert. Der Sozialplan sieht bislang die Entlassung von mehr als 460 der rund 680 Beschäftigten vor.
Bei New Fabris wird weiter verhandelt
Die Beschäftigten von New Fabris zeigten sich unterdessen kompromissbereit. Am Montag entfernten sie die Gasflaschen auf dem Standort im westlichen Châtellerault, die am vorvergangenen Wochenende aufgestellt worden waren. Die französische Regierung hatte dies zur Bedingung für Verhandlungen gemacht. Wenn die Verhandlungen mit der Regierung keine Fortschritte bringen, "werden die Gasflaschen binnen 15 Minuten zurücksein", warnte indes Guy Eyermann, Sprecher der Gewerkschaft CGT.
Die 366 Arbeiter wollen Entlassungsabfindungen von 30.000 Euro durchsetzen, die von den Hauptkunden ihres Werkes, Renault und PSA Peugeot Citroën, gezahlt werden sollen. Sie hatten vergangene Woche ein "Ultimatum" bis zum 31. Juli gestellt.
JLG-Mitarbeiter erstreiten ebenfalls Geld
Bei JLG in Tonneins, im Süden Frankreichs, hatten die Mitarbeiter bereits vergangene Woche Abfindungszahlungen durchgesetzt. JLG akzeptierte am Freitag die Forderung, 53 Mitarbeitern bei ihrer Entlassung im September jeweils 30.000 Euro Abfindung zu zahlen. Die Beschäftigten bekommen damit eine Prämie von 14.000 Euro auf die fällige Abfindung von 16.000 Euro. Die 163 JLG-Beschäftigten hatten nach drei ergebnislosen Streikwochen auf dem Werksgelände ebenfalls Gasflaschen aufgestellt und mit einer Sprengung gedroht.
Eine Radikalisierung der Konflikte sei im Gange, erklärte der Vizechef der Unternehmensberatung BPI, Olivier Labarre, der Zeitung "Libération". Er verwies auf den Erfolg der Mitarbeiter des deutschen Reifenherstellers Continental in Clairoix, die 50.000 Euro Abfindung erstritten hatten. Diese Abfindung sei zur Referenzgröße geworden, sagte Labarre.