Nach der Insolvenz des Herstellers des WM-Maskottchens "Goleo" hat die Staatsanwaltschaft Hof Ermittlungen gegen den früheren Chef des Plüschtierherstellers Nici eingeleitet. Ottmar Pfaff stehe unter dem Verdacht des Betruges, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Schmitt am Freitag mit. "Im Geschäftsverkehr der Firma waren erhebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten aufgetreten", hieß es. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass es am Donnerstag Durchsuchungen von sechs Objekten im süddeutschen Raum gegeben habe. Dabei seien Unterlagen in großem Umfang beschlagnahmt worden.
"Unregelmäßigkeiten in der Bilanz"
Bereits am Donnerstag hatte es in Firmenkreisen geheißen, Staatsanwaltschaft und Insolvenzverwalter prüften, ob das Unternehmen den Banken hohe Umsätze nur vorgespiegelt hat. Die Nici AG hatte am Dienstag einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Coburg eingereicht und als Grund für seine Zahlungsschwierigkeiten Unregelmäßigkeiten in der Bilanz genannt. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, sollen Wirtschaftsprüfer zahlreiche Scheinrechnungen und manipulierte Lieferscheine gefunden haben. Diese fingierten Forderungen - allein in diesem Jahr ein zweistelliger Millionenbetrag - seien an Factoring-Gesellschaften der Banken verkauft worden, hieß es in den Kreisen.
Auch Insolvenzverwalter Michael Jaffe hatte von Unregelmäßigkeiten in der Bilanz gesprochen und angekündigt, die Geldflüsse bei Nici über eine Sonderprüfung unter die Lupe zu nehmen. Es sei jetzt wichtig zu klären, "welche Zahlen wirklich in den Büchern stehen", so ein Sprecher des Insolvenzverwalters. Das Unternehmen hatte kurz vor dem Insolvenzantrag die Umsatzzahlen der vergangenen Jahre von seiner Internetseite gelöscht. Für 2005 waren zuvor 155 Millionen Euro Umsatz angegeben worden, die Zahlen zeigten starke Zuwächse.
Lizenzgebühren nicht so hoch
Zunächst hatte das Unternehmen laut Medienberichten hohe Lizenzzahlungen für das Fußball-WM-Maskottchen "Goleo" - einen Löwen ohne Hosen - und dessen schleppenden Verkauf als Grund für die Finanzprobleme angegeben. Nici vermarktet "Goleo"-Produkte vom Schlüsselanhänger bis zur 200 Euro teuren Plüsch-Großausführung. In den Kreisen hatte es aber geheißen, Nici habe nur zwei bis drei Millionen Euro Lizenzgebühr gezahlt, der Rest sei umsatzabhängig.