Bauwirtschaft Betrugsverdacht gegen Brüsseler Strabag-Tochter

Der Strabag-Tochter Europconstruct wird vorgeworfen, bei der Renovierung eines Brüsseler EU-Gebäudes überhöhte Kosten geltend gemacht zu haben.

Gegen die Firma Europconstruct gebe es den »Verdacht des Betrugs«, heißt es in einer internen Note von Horst Reichenbach, dem deutschen Generaldirektor, der an der Spitze des Dienstes für Personal und Verwaltung der EU-Kommission steht. Die Note liegt stern.de vor. Die Firma Europconstruct, die Strabag und dem französischen Baukonzern Bouygues gehört, ist der Generalunternehmer der Milliarden-Baustelle und muß sich nach Informationen von stern.de nun gegen den Vorwurf wehren, überhöhte Kosten geltend gemacht zu haben.

Bei dem Berlaymont-Projekt seien »viele Dinge falsch gelaufen«, bemängelt Reichenbach in seiner an EU-Kommissar Neil Kinnock gerichteten Note. So habe die Kommission 1997 - damals noch unter der Verantwortung des finnischen EU-Kommissars Erkki Liikanen - mit den belgischen Behörden einen Vertrag über die Renovierung des 14-Etagen-Bauwerks geschlossen, »der für die Kommission unvorteilhaft ist«. So sei »unglücklicherweise« keine Obergrenze für die Kosten vereinbart worden. Nach den jüngsten Prognosen der Kommission kommen auf das EU-Budget allein für die Renovierungsarbeiten Rechnungen von über einer Milliarde Mark zu. Der belgische Staat soll seinerseits die Asbestsanierung des Gebäudes finanzieren.

Der Betrag für die Renovierung drohe sich »sprunghaft zu erhöhen«, so Reichenbach, weil die Gesellschaft Berlaymont 2000, die im Auftrag des belgischen Staates die Arbeiten koordiniert, »nicht die besten Methoden« anwende. Der deutsche Spitzenbeamte beklagt überdies einen »Mangel an Transparenz« bei Berlaymont 2000. Die Informationen, die die Gesellschaft liefere, seien »weniger als zufriedenstellend«.

Offenbar kam es wegen der Großbaustelle auch zu internen Reibereien zwischen Reichenbach und dem ihm vorgesetzten britischen Kommissar Kinnock. In seiner Note wehrt sich der deutsche Beamte gegen Kinnocks Vorwurf, man habe ihn nicht rechtzeitig und detailliert genug über die Probleme mit der Baustelle informiert. Er sei »höchst beeunruhigt« über diesen Vorwurf, der überdies unbegründet sei, schreibt der Generaldirektor. Kinnock-Mitarbeiter versichern ihrerseits, der Kommissar habe weiterhin Vertrauen in seinen Generaldirektor - eine Funktion, die einem deutschen Staatssekretär vergleichbar ist.

Hans-Martin Tillack