Am 25. November ist Black Friday 2022. Rund um den Festtag aller Schnäppchenjäger werben Händler traditionell besonders grell mit Rabattaktionen. Aber gibt es diesmal, inmitten hoher Teuerungsraten, wirklich gute Deals zu holen? Und haben die Bürger überhaupt Lust, auf große Einkaufstour zu gehen – oder halten sie das Geld lieber für die Heizrechnung zurück?
Ganz so übel scheint die Konsumlaune gar nicht zu sein. Laut einer repräsentativen Umfrage der Beratungsfirma PWC wollen 69 Prozent der Deutschen rund um den Black Friday auf Shoppingtour gehen. 289 Euro wollen die Befragten im Schnitt ausgeben, das ist sogar etwas mehr als im vergangenen Jahr. Einige haben sich vorgenommen, gerade wegen der Unsicherheit bei den Preisen die Weihnachtsgeschenke jetzt schon frühzeitig zu kaufen. Einerseits seien viele Menschen derzeit vorsichtig beim Geldausgeben, sagt PWC-Handelsexperte Christian Wulff. "Andererseits wollen sie die Sonderangebote rund um den Black Friday 2022 bewusst nutzen, weil sie davon ausgehen, dass sich die Preisspirale weiterdrehen wird."
Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) zeigt sich optimistisch: Die Interessenvertretung der Einzelhändler rechnet rund um Black Friday und Cyber Monday bei Aktionsangeboten mit einem Umsatz von 5,7 Milliarden Euro – eine Milliarde mehr als im vergangenen Jahr. Auch der HDE geht davon aus, dass frühzeitige Weihnachtseinkäufe eine große Rolle spielen werden.
Black Friday - welche Branchen machen Angebote?
Aber werden die Händler überhaupt in großem Stil Rabatte gewähren? Für Einzelhändler sei es in diesem Jahr "schwieriger denn je, die richtige Balance zwischen Promotion und nachhaltiger Preisgestaltung zu finden", sagt Alexander Dehmel vom Marktforschungsinstitut GfK. Der Experte für technische Konsumgüter rechnet mit hohen Rabatten vor allem in Produktgruppen, die in den vergangenen Monaten nur wenig nachgefragt wurden. Dazu zählt er insbesondere Geräte im Einstiegs- und mittleren Preisbereich.
Andere Experten bezweifeln, dass es bei Technik in diesem Jahr besonders viele gute Deals geben wird. Das Cashback-Portal Shoop, das mit 2300 Online-Händlern zusammenarbeitet, geht davon aus, dass es hier nur geringe Rabatte geben wird. "Bei vielen Elektronik-Produkten gibt es nach wie vor Lieferengpässe", sagt Shoop-Geschäftsführer Veit Mürz zum stern. Die Händler hätten daher wenig Anreiz, ihre ohnehin knappe Ware zu rabattierten Preisen auf den Markt zu schmeißen, so Mürz.
Eher wenig Hoffnung auf Schnäppchen macht er auch bei Reisebuchungen. Die Nachfrage nach Reisen sei zuletzt stark gewesen und die Zahlungsbereitschaft der Kunden hoch. Daher sei es unwahrscheinlich, dass die Anbieter größere Rabatte geben würden.
Flaschentrick bei Listerine – versteckte Preiserhöhung empört Verbraucher
Die Mundspülung Listerine enthält nur noch 500 statt 600 Milliliter Inhalt. Damit man das nicht so merkt, ist die Plastikflasche immer noch genau so hoch und gut gefüllt – aber schmaler geworden. Zudem ist die Füllmenge nun nicht mehr in gelb hervorgehoben, sondern möglichst unauffällig angegeben. Dazu ist auch noch der Preis bei manchen Händlern gestiegen, sodass die Verbraucherzentrale Hamburg auf eine versteckte Preiserhöhung von bis zu 33,5 Prozent kommt. Die Verbraucherschützer haben dazu viele Beschwerden von Verbrauchern erhalten und das Produkt zur "Mogelpackung des Monats" erhoben. Hersteller Johnson & Johnson verweist in einer Stellungnahme auf höhere "Rohstoff- und Produktionskosten". (August 2023)
Die größten Rabatte erwartet Mürz bei Bekleidung. "Nach Rücksprache mit den angeschlossenen Händlern und den öffentlichen Daten börsennotierter Modehändler rechnet Shoop mit deutlichen Rabatten von 30-50 Prozent rund um den Black Friday." Auch andere Experten sehen insbesondere bei Mode die Chance auf Rabatte. "Der Einzelhandel hat sich in der Erwartung einer Konsumerholung nach Corona eingedeckt, hinzu kommt der bisher milde Herbst – die Lager sind entsprechend voll", sagt PWC-Experte Wulff.
Nicht blind kaufen
Auch das Preisvergleichsportal idealo.de meldet: "Trotz Inflation sind gute Schnäppchen möglich." Das gelte vor allem, wenn Käufer flexibel seien, zum Beispiel bei der Farbe eines Produkts. Zugleich dämpft das Portal übertriebene Erwartungen. Denn die Erfahrungen der Vergangenheit hätten gezeigt, dass es zwar viele Angebote gebe, diese häufig aber nur leicht im Preis gesenkt sind. So ergab eine idealo-Auswertung des Black Fridays vom Vorjahr, dass zwar Tausende Produkte reduziert waren, im Schnitt aber nur um 5 Prozent.
Wie jedes Jahr gilt auch am Black Friday 2022: Nicht jedes vermeintliche Superangebot ist auch eines. Statt ein Produkt blind zum vermeintlichen Sonderpreis zu kaufen, sollte man mal eben die Preise vergleichen. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt, sich nicht von tickenden Countdowns in Onlineshops unter Druck setzen zu lassen und beim Vergleich sogar lieber zwei Preissuchmaschinen zu nutzen. Außerdem rät sie, insbesondere bei vermeintlichen Super-Schnäppchen besonders vorsichtig zu sein und nicht per Vorkasse zu zahlen. Denn auch Fakeshops und Betrüger versuchen Rabatttage wie den Black Friday für sich zu nutzen.
Dieser Artikel wurde am 22.11.2022 erstmals veröffentlicht