Chaos bei Air France Millionenbeträge aus der Betriebsratskasse verschwunden

In der Betriebsratskasse der französischen Fluggesellschaft Air France sind Millionenbeträge verschwunden. Es klaffe dort ein Loch von 21 bis 24 Millionen Euro, was laut einer internen Prüfung Folge von Misswirtschaft, aber auch von Unterschlagung sein könne, berichtete die Tageszeitung "Le Figaro" am Montag.

In der Betriebsratskasse der französischen Fluggesellschaft Air France sind Millionenbeträge verschwunden. Es klaffe dort ein Loch von 21 bis 24 Millionen Euro, was laut einer internen Prüfung Folge von Misswirtschaft, aber auch von Unterschlagung sein könne, berichtete die Tageszeitung "Le Figaro" am Montag. Die Regierung verlangte von der Führung des noch teils in Staatsbesitz befindlichen Konzerns eine Erklärung.

Anders als in Deutschland erhalten Gewerkschaften in Frankreich von Firmen hohe Beträge, um soziale Aufgaben zu erfüllen. Bei Air France arbeiten 300 Mitarbeiter für die Betriebsratskasse, die 2009 ein Budget von rund 87 Millionen Euro hatte - dies entspricht gut drei Prozent der Personalkosten bei der Fluglinie. Zu der Kasse gehören unter anderem Ferienzentren, sie organisiert für die 63.000 Air-France-Beschäftigten aber auch kulturelle Ausflüge und zahlt Hilfen für die Betreuung ihrer Kinder.

Der Fehlbetrag bei Air France entstand laut "Figaro" in der Zeit von März 2007 bis November vergangenen Jahres. "95 Prozent des Lochs erklären sich durch Misswirtschaft, fünf Prozent durch eine mögliche persönliche Bereicherung", zitierte die Zeitung mit dem Fall vertraute Quellen. Millionenbeträge seien seit Jahren "ohne Rechtfertigung" ausgegeben worden.

In einer gemeinsamen Erklärung wiesen die beschuldigten ehemaligen Führungsmitglieder der Betriebsratskasse die Vorwürfe als "Lügen" zurück. "Es gibt kein Loch im Haushalt", erklärten die fünf Gewerkschafter der Arbeitnehmervertretungen CFDT und CFE-CGC. Es habe lediglich Probleme mit dem rechtzeitigen Budgetausgleich zum Jahresende gegeben, weshalb Air France 2008 und 2009 jeweils rund zehn Millionen Euro für das darauffolgende Jahr vorgestreckt habe. Air France bestätigte die Vorauszahlungen, wollte den Bericht aber sonst nicht kommentieren.

"Wir werden uns das sehr genau anschauen", sagte Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau. Air France habe durch die Wirtschaftskrise sehr gelitten. "Das ist nicht der Moment, diese Art von Dingen in die Öffentlichkeit zu bringen. Wenn es ein Problem gab, muss das schnell geregelt werden." Er denke, dass die Vorgänge ein Fall für die Justiz seien, sagte Bussereau. Der französische Staat hält noch knapp 16 Prozent an der Fluggesellschaft.

AFP
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