Ermittlungen Zigarettenschmuggel: Reemtsma unter Verdacht

Der Tabakkonzern Reemtsma soll Zigaretten in den Irak geliefert und gegen das UN-Handelsembargo verstoßen haben. Emittelt wird wegen Schmuggels und Steuerhinterziehung.

Mehrere hundert Polizisten und Zollbeamten durchsuchen auch am frühen morgen weiter den Hamburger Tabakkonzern Reemtsma. Rund 250 bis 300 Beamte werteten nach einer kurzen Pause seit Mittwochfrüh Beweismaterial aus, sagte der Sprecher des Essener Zollfahndungsamtes, Eugen Bresemann. Beteiligt seien unter anderem Computerexperten. Details zu dem sichergestellten Material konnte Bresemann noch nicht nennen. "Wir sind noch in der Phase der Grobsortierung."

Am Dienstag hatten rund 1000 Beamte - darunter auch Spezialisten des Bundeskriminalamtes - den Sitz das Tabakunternehmens sowie weitere Privatwohnungen und Geschäftsräume durchsucht. Ermittelt wird unter anderem wegen Zigarettenschmuggels und Steuerhinterziehung auch gegen ein Vorstandsmitglied. Außerdem sollen trotz des UN- Handelsembargos Zigaretten in den Irak geliefert worden sein.

Hintergrund: Zigarettenschmuggel

Wegen des Verdachts auf Zigarettenschmuggel haben mehrere hundert Polizisten die Hamburger Zentrale des Zigarettenkonzerns Reemtsma (West, R1) durchsucht. Außerdem wirft die Staatsanwaltschaft Firma und Managern Beihilfe zum Rückführschmuggel vor. Dabei geht es darum, dass Kunden von Reemtsma exportierte unverzollte Zigaretten wieder zurück nach Deutschland geschmuggelt haben sollen. Die Reemtsma-Muttergesellschaft Imperial Tobacco erklärte, die Ermittlungen würden unterstützt.

"Wir ermitteln wegen des Verdachts des banden- und gewerbsmäßigen Zigarettenschmuggels gegen leitende Mitarbeiter", sagte der Hamburger Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger. Außerdem sollen im Jahr 2000 rund 17 Millionen Zigaretten im Wert von 270.000 US-Dollar über ein türkisches Unternehmen nach Irak geliefert worden sein. Das wäre ein Verstoß gegen das UN-Embargo gegen Irak. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung, der Geldwäsche und der Beihilfe zur Steuerhinterziehung.

Imperial Tobacco weist Vorwürfe zurück

Insgesamt waren bei der Razzia der Staatsanwaltschaften Hamburg und Stade 260 Zollfahndungsbeamte, Mitarbeiter von Bundes- und Landeskriminalamt sowie 600 Beamte des Bundesgrenzschutzes im Einsatz, wie es weiter hieß. Die sechs durchsuchten Firmensitze und die Privatwohnungen befinden sich der Staatsanwaltschaft zufolge alle in Hamburg.

Imperial Tobacco erklärte in London, die Vorgänge beträfen die Zeit vor der Übernahme im vergangenen Jahr. Zu den Beschuldigten gehört laut Imperial auch Manfred Häussler, der Vorstandschef bei Reemtsma und Marketingdirektor von Imperial. Die Gruppe hatte Reemtsma im Mai für 5,8 Milliarden Euro von der Tchibo Holding AG übernommen.