Die 162 Billig-Kaufhäuser von Woolworth in Deutschland gehen Kreisen zufolge an die Eigentümer der Handelsketten Tengelmann und Kik. Der Vermieter von mehr als 80 der Woolworth-Häuser, der US-Finanzinvestor Cerberus, hat damit gut ein Jahr nach der Insolvenz von Woolworth seine Vorstellungen über den künftigen Nutzer der Läden durchgesetzt. Der Kaufvertrag mit der HH Holding sei bereits unterschrieben, am Montag müsse ihm nur noch der Gläubigerausschuss zustimmen, sagten drei mit den Gesprächen vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.
Der Sprecher von Insolvenzverwalter Ottmar Hermann wollte den Abschluss weder bestätigen noch dementieren. "Wir arbeiten intensivst an einer Lösung", sagte er nur. Der Frankfurter Anwalt hatte den auf Einzelhandels-Sanierungen spezialisierten US-Finanzinvestor Gordon Brothers favorisiert, der das von Hermann ausgearbeitete Konzept eines "Familien-Discounters" weiterführen wollte und sein Angebot angesichts der Konkurrenz noch aufgestockt hatte. Gordon hatte am Donnerstag schon grünes Licht vom Kartellamt für die Übernahme bekommen. Der im Familienbesitz befindliche Investor hat in Deutschland bereits die Drogeriekette "Ihr Platz" saniert und ist unter anderem am Spielwarenkonzern Toys'R'Us beteiligt.
Cerberus hat aber eine Einigung mit Gordon und zwei weiteren Interessenten blockiert und seinen Favoriten HH Holding nachträglich in den Verkaufsprozess bugsiert. "Ohne Cerberus geht gar nichts", räumte einer der Insider ein. Laut dem Immobilieneigentümer ist die Tengelmann-Offerte den anderen überlegen und bietet die größte Sicherheit für die verbliebenen 4500 Beschäftigten von Woolworth. "HH Holding ist der einzige Bieter, der dank seiner Einzelhandelserfahrung die Fehler der Vergangenheit vermeiden und die Marke Woolworth bewahren kann."
Die HH Holding hat versprochen, Woolworth weiterzuführen und mit der Warenhauskette sogar noch zu expandieren. Welches Konzept HH verfolgt, ist aber noch unklar. Gordon Brothers hatte zugesagt, die Kette mit allen Beschäftigten über mindestens drei Jahre fortzuführen. Nun steht vor allem die Zukunft der gut 200 Beschäftigten in der Woolworth-Zentrale in Frankfurt-Niederrad in den Sternen. "Wir haben da schon ein Stück weit Bedenken", sagte ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi, die das Verhalten von Cerberus scharf kritisiert hat. Kik übernahm bereits zahlreiche der 150 überwiegend kleineren Woolworth-Filialen, die Insolvenzverwalter Hermann aufgegeben hatte.