Für den Millionenbetrug beim ehemals größten deutschen Geldtransport-Unternehmen Heros muss die Firmenspitze jahrelang ins Gefängnis. Firmengründer Karl-Heinz Weis wurde vom Landgericht Hildesheim zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren wegen Untreue in einem besonders schweren Fall und Bankrott verurteilt. Zwei Niederlassungsleiter und ein Prokurist erhielten Haftstrafen von sechseinhalb bis acht Jahren. Die Manager haben nach Auffassung des Gerichts Kundengelder in dreistelliger Millionenhöhe unterschlagen und dabei erhebliche Summen in die eigene Tasche gesteckt. Mehr als 1000 Firmen sollen geschädigt worden sein.
Die 6. Große Wirtschaftsstrafkammer folgte mit ihrem Urteil im Wesentlichen den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Diese hatte elf Jahre Haft für den Heros-Firmengründer Weis gefordert, der ein Geständnis abgelegt hatte. Die drei mitangeklagten Manager sollten für siebeneinhalb und achteinhalb Jahre ins Gefängnis. Die Verteidigung hatte für deutlich mildere Strafen plädiert.
Urteilsbegründung
"Nach außen hin wirkte die Heros-Gruppe gut und stark", sagte der Vorsitzende Richter Ulrich Schmidt in seiner Urteilsbegründung. Das Unternehmen habe als Marktführer die Konkurrenz niedergekämpft. Allerdings habe Heros nie mit Gewinn gearbeitet und in einer Art Schneeballsystem Löcher gestopft. Firmenchef Weis habe genau Bescheid gewusst und über Mitarbeiter das System gesteuert. "Die Kunden merkten lange Zeit wenig oder nichts", sagte Schmidt. Es habe Verzögerungen von rund einem Tag bei der Auszahlung der Kundengelder gegeben.
Die Fehlbeträge seien aber im Laufe der Jahre immer weiter angestiegen, es sei immer schlimmer geworden. "Das Ende wurde eingeläutet durch die unerwartete Kündigung des Großkunden Lidl", erklärte Schmidt. Im Februar 2006 sei innerhalb der Firmengruppe dann das Chaos ausgebrochen.
Der Betrugsskandal bei Heros wurde im Februar 2006 aufgedeckt, die vier Top-Manager festgenommen. Drei Tage später meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die insolvente Heros-Gruppe wurde im vergangenen Sommer von einem US-Investor übernommen.