Hohe Schulden Aufsicht schließt Bank

Es ist ein drastischer Schritt, der im deutschen Bankensektor höchst selten geschieht: Die Bankenaufsicht Bafin zwingt die Weserbank, ihre Pforten zu schließen. Grund sind laut Aufsicht zu hohe Schulden des Geldhauses. Der Bankchef sieht das jedoch ganz anders.

Die Bremerhavener Weserbank muss ihre Pforten schließen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) teilte mit, ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen zu haben. "Außerdem hat die Bafin die Schließung des Kreditinstitutes für den Verkehr mit der Kundschaft angeordnet und der Bank untersagt, Zahlungen entgegenzunehmen, die nicht zur Tilgung von Schulden ihr gegenüber bestimmt sind." Dieses Moratorium sei notwendig, um die verbliebenen Vermögenswerte zu sichern.

Die Bafin nannte die Weserbank überschuldet - auch nach mehreren gescheiterten Versuchen der Eigentümer, kurzfristig das erforderliche Kapital zuzuführen. Nachdem die Weserbank ihr Geschäftsmodell umgestellt habe, sei sie nicht mehr in der Lage gewesen, dauerhaft die Erträge zu erwirtschaften, die zur Deckung der laufenden operativen Kosten notwendig gewesen wären. Die Bafin stellte daher beim Amtsgericht Bremerhaven Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Die Kunden können beruhigt sein: "Die Einlagen der Kunden der Weserbank AG sind im Rahmen des Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetzes geschützt", gab die Bafin bekannt.

Bankchef: "Finanzkrise ist Schuld"

Der Bankchef führt die Insolvenz dagegen auf die Folgen der Finanzkrise zurück: "In einem normalen Marktumfeld hätte die Bank niemals geschlossen werden müssen", sagte Gerold Lehmann der Nachrichtenagentur Reuters. So hätten Anleihen im Anlagebestand dramatisch an Wert verloren, was die Refinanzierung erheblich erschwert habe. Zudem habe die Krise die Zahl der Börsengänge deutlich reduziert. "Das hat uns ebenfalls schwer getroffen", sagte Lehmann.

Die Weserbank ist mit einer Bilanzsumme von 120,4 Millionen Euro (Ende 2007) eine der kleineren Banken in Deutschland. Die Bafin bezifferte die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden auf knapp 25 Millionen Euro.

Letzter Schließungsfall im August 2006

Zu den Einlagen der Kunden teilte die Aufsichtsbehörde mit, dass der gesetzliche Entschädigungsanspruch jedes berechtigten Bankkunden "pro Einleger begrenzt auf 90 Prozent der Einlagen und Gegenwert von 20.000 Euro" sei. Darüber hinaus sei die Weserbank Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BDB). Durch den Fonds sind Einlagen bis zu 1,8 Millionen Euro pro Kunde geschützt.

Die Bankenaufsicht schließt höchst selten eine Bank: Der letzte Fall war die Privatbank Reithinger in Singen im August 2006. Davor schloss die Bafin im April 2003 die BFI Bank AG in Dresden.

Reuters/AP AP Reuters

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