Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat den höchsten Stand seit 15 Jahren erreicht. Er kletterte auf 105,9 von 105,4 Punkten und stabilisierte sich damit auf dem bereits im Vormonat erreichten Stand, wie das Münchner Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) mitteilte: "Dies spricht für eine weiterhin robuste Konjunkturentwicklung."
Analysten hatten unter anderem wegen des teuren Öls mit einem leichten Rückschlag gerechnet. "Ein Ende des wirtschaftlichen Frühlings ist nicht in Sicht", sagte David Brown von Bear Stearns. Allerdings bleibt unsicher, ob der Industrie-Boom den Arbeitsmarkt und damit den Konsum so weit anzuschieben vermag, dass die Wirtschaft die Steuererhöhung 2007 verkraften kann.
Konsum ist Schwachpunkt der Erholung
Die rund 7000 befragten Unternehmen bewerteten im April ihre derzeitige Situation zuversichtlicher: Der Lageindex stieg auf 106,4 von 105,1 Punkten. Der Zukunftsoptimismus der Firmen nahm minimal ab, das Barometer für die Erwartungen fiel auf 105,5 von 105,7 Punkten. Nach wie vor hegen die Industrieunternehmen aber sehr positive Erwartungen an das boomende Exportgeschäft.
Neben dem Verarbeitenden Gewerbe beurteilten auch der Bau und der Großhandel ihre Lage optimistischer. "Dagegen ist der Geschäftsklimaindex im Einzelhandel auf Grund vorsichtigerer Lageeinschätzungen etwas gefallen", schrieb das Ifo. Brown bezeichnete den Konsum als Schwachpunkt der Erholung: "Aber so lange sich das Geschäftsklima weiter verbessert, steigen die Chancen für ein schnelleres Job-Wachstum und einen Anstoß des Verbrauchervertrauens". Ifo-Volkswirt Gernot Nerb sagte "Bloomberg-TV", trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung erwarte er nur einen moderaten Anstieg der Beschäftigung.
Hoher Ölpreis bleibt großes Risiko
Ifo-Volkswirt Klaus Abberger sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Aussichten für 2007 seien wegen der geplanten Mehrwertsteuererhöhung fraglich. Ein großes Risiko bleibe zudem der hohe Ölpreis. Dagegen könnte die Wirtschaft eine im Juni erwartete Zinserhöhung der EZB wohl verkraften, sagte Abberger.
Eine wachsende Zahl der Volkswirte hält mittlerweile in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent für möglich. "Gerade die Verbesserung der Geschäftslage deutet darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft in der ersten Hälfte dieses Jahres kräftig an Fahrt aufgenommen hat", sagte Holger Schmieding von der Bank of America. Angesichts der leichten Eintrübung der Geschäftserwartungen warnte Stefan Mütze von der Helaba: "Wir müssen davon ausgehen, dass wir den Hochpunkt der Konjunktur in den nächsten Monaten erreichen."