Internet Napster muss Copyright-Musik aus Angebot entfernen

Gerichtsurteil verdonnert die Online-Musiktauschbörse, alle urheberrechtlich geschützten Titel zu entfernen. Neue Klage seitens der Grammy-Produzenten.

Die Musikunternehmen sollen Napster eine Liste entsprechender Titel vorlegen, urteilte Bezirksrichterin Marilyn Hall Patel dienstags in San Francisco. Napster muss diese dann binnen drei Tagen von der Website www.napster.com entfernen. Die Musikindustrie zeigte sich zufrieden mit der einstweiligen Verfügung. Napster kommentierte sie dagegen zunächst nicht. Die Tauschbörse hatte am Sonntag mit dem Blockieren von Musiktiteln begonnen, um so einer Schließung zu entgehen.

Legales Angebot verhindert Schließung

Die einstweilige Verfügung gegen Napster war mit Spannung erwartet worden, nachdem Richterin Patel am Freitag noch einmal die Argumente beider Seiten gehört hatte. Patel hatte bereits vergangenen Sommer eine erste Verfügung gegen Napster verhängt. Das Start-Up-Unternehmen aus dem kalifornischen Redwood City hatte dagegen aber Einspruch eingelegt. Nach der darauf folgenden Entscheidung des Berufungsgerichts musste Patel ihr ursprüngliches Urteil gegen Napster präzisieren. Nach Einschätzung von Analysten gibt die neue Verfügung Napster mehr Spielraum, einer Schließung durch den Aufbau eines legalen Angebots zuvorzukommen.

Die Recording Industry Association of America (RIAA) zeigte sich aber dennoch zufrieden mit der einstweiligen Verfügung. Die Musikindustrie will Napster umgehend die Namen urheberrechtlich geschützter Werke zukommen lassen, sagte RIAA-Präsidentin Hilary Rosen. »Wir freuen uns auf das Ende der Urheberrechtsverletzungen bei Napster«, fügte sie hinzu.

Napster war vor knapp zwei Jahren von einem US-Teenager entwickelt worden. Inzwischen sind bei der Tauschbörse mehr als 60 Millionen Nutzer registriert. Dort können Musikdateien anderer Internet-Nutzer gesucht, komprimiert und schließlich auf den eigenen Computer heruntergeladen werden.

Filter können umgangen werden

Experten zufolge ist das Herausfiltern einzelner Titel aus dem Angebot sehr schwierig. Napster will dabei die Dateien nach Namen von Künstlern oder Titeln durchsuchen, die aber von den Nutzern leicht verändert werden können. Dann können die Dateien wieder durch den Filter rutschen, und Napster kann wie bisher benutzt werden. Etliche Nutzer fanden seit dem Wochenende bereits Wege, den Filter zu umgehen.

Auch Kooperation mit Universal möglich

Napster will zusammen mit dem deutschen Medienkonzern Bertelsmann bis Juli einen auf Mitgliedschaft basierenden Service aufbauen. Die Bertelsmann Music Group (BMG) gehörte ursprünglich zu den großen Musikunternehmen, die gegen Napster geklagt hatten. BMG will jetzt aber ihr Repertoire zur Verfügung stellen, sobald Napster ein kostenpflichtiger Service ist. Der Bertelsmann-Konkurrent Vivendi schließt es inzwischen nicht mehr aus, dass die Musiktochter Universal ebenfalls mit Napster kooperiert.

Nun klagen auch Produzenten der Grammy Awards

Nach den großen Musikkonzernen wurde napster jetzt auch von den Produzenten der Grammy Awards verklagt. Grund ist der illegale Online-Handel mit Musikdateien von Auftritten bei der jüngsten Verleihung der Musikpreise, sagte Michael Greene, Chef der National Academy of Recording Arts and Sciences.

Green warf der Musiktauschbörse vor, für entgangene Einnahmen in Millionenhöhe verantwortlich zu sein. Am Tag nach Verleihung der Grammy Awards sollten im Aufnahmestudio alle Auftritte neu geschnitten werden, um sie nachher zu veröffentlichen. Doch dann musste man feststellen, dass alle Musik-Aufnahmen schon über Napster gelaufen und millionenfach heruntergeladen worden waren. Das Glanzstück des Abends, ein Duett von Rap-Musiker Eminem und Elton John, könnte jetzt vielleicht nie kommerziell veröffentlicht werden, sagte Greene. »Jeder Tag, der vergeht, kostet die Song-Schreiber, die Musiker, die Sänger, die Plattenfirmen und die Unternehmer«, sagte Greene.