David gegen Goliath, Oldenburg gegen New York, Mittelständler gegen mächtige Hedge-Fonds - am Ende einer monatelangen "Schlammschlacht" um die Vorherrschaft beim Fotodienstleister CeWe Color siegt das Management auf ganzer Linie über die unliebsamen US-Großinvestoren. Mit deutlicher Mehrheit setzt sich am Donnerstagabend die Unternehmensspitze im Machtkampf gegen die finanzstarken Fonds durch. Die befürchtete Attacke der als "Heuschrecken" gescholtenen Großanleger ist abgewehrt. Diese hatten kreditfinanzierte Sonderausschüttungen und eine Neubesetzung der Unternehmensspitze gefordert.
"Reiten Sie der Sonne entgegen"
Nach knapp zwölfstündiger Sitzung folgen die Aktionäre dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat, eine mäßige Dividende von 1,20 Euro je Aktie auszuschütten. Die US-Investoren MarCap und K Capital Partners hatten 5 Euro gefordert. Applaus brandet auf, als sich ein Aktionär an die Adresse der Fonds-Vertreter wendet: "Satteln Sie Ihre Pferde und reiten Sie der Sonne entgegen, nach Westen!"
Mit Pfiffen und "Buh"-Rufen erregen sich Aktionäre im niedersächsischen Oldenburg lautstark über den früheren Aufsichtsrat Sebastian Freitag. Er wirft der Unternehmensspitze kriminelles Verhalten vor und fordert sie zum Rücktritt auf. Mit 78 Fragen bombardiert der Finanzberater der US-Hedge-Fonds die CeWe-Führung. "Aufhören, aufhören", schallt es zwischenzeitlich durch den anfangs vollbesetzten Saal. Die Beantwortung der Fragen und die Debatte dauern fast sieben Stunden. Vielen Aktionären ist dies zu lang - sie gehen am späten Nachmittag.
Hedgefonds wollen Führungswechsel
CeWe Color steht seit Monaten im Abwehrkampf gegen finanzstarke Investoren. Diese fordern neue Köpfe in Vorstand und Aufsichtsrat sowie eine Neuausrichtung des Unternehmens. Begründung: Das Management habe die längst fällige Umstellung von der analogen zur digitalen Bildbearbeitung verschlafen.
Kritiker wie der Oldenburger Oberbürgermeister Gerd Schwandner (parteilos) befürchten dagegen eine drohende Ausplünderung des Unternehmens. Für ihn stehen europaweit 3000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, falls die Fonds den Machtkampf bei CeWe gewinnen.
Kampf mit harten Bandagen
Die gegenseitigen Vorwürfe erreichten vergangene Woche mit einem Zeitungsbericht über eine angeblich geplante Manipulation des Aktienkurses durch die CeWe-Führung einen neuen Höhepunkt. Seitdem untersucht die Justiz den Fall.
Noch vor den entscheidenden Abstimmungen über die Entlastung des Vorstands und über die Höhe der Dividende sind die Fronten bei der Hauptversammlung auf beiden Seiten verhärtet. "Zwei Züge rasen ungebremst aufeinander zu, eine Kollision ist unvermeidlich", so empfindet es Thomas Hechtfischer von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. "Kommen Sie zurück an den Verhandlungstisch, beide Seiten können nur ganz schlecht aneinander vorbeigehen", appelliert er beschwichtigend an beide Seiten.
"Oldenburg wird gewinnen"
Vergeblich: Mit dem Auftritt von Freitag werden die Töne im Saal wieder schärfer. Detailliert zitiert der im Februar zurückgetretene Aufsichtsrat aus einem mitgehörten, vertraulichen Gespräch. Darin sollen CeWe-Vorstandschef Rolf Hollander und Aufsichtsratschef Hubert Rothärmel ein Drücken des Aktienkurses geplant haben. Angeblich sollten so MarCap und K Capital Partners zum Rückzug bewegt werden. Die CeWe-Führungsspitze weist dies vehement zurück.
Vielen Aktionären geht diese "Breitseite" der Hedge-Fonds jedoch zu weit. Sie kritisieren die Schlagzeilen über die öffentlich geführte "Schlammschlacht" der vergangenen Monate. "Soll das eine Versammlung des offenen Strafvollzugs oder eine Hauptversammlung werden?", hat sich ein Aktionärsvertreter im Vorfeld gefragt. Schwandner fühlt sich nach der Schlacht wie viele CeWe-Mitarbeiter als Sieger. Schon am Mittag orakelt er zuversichtlich: "Der Name des Spiels ist Oldenburg gegen New York, aber Oldenburg wird gewinnen."