Karstadt-Quelle hat einen neuen Chef: Thomas Middelhoff, bislang Aufsichtsratvorsitzender des Handelskonzerns. Middelhoff hat seinen Posten nach eigener Einschätzung in einer Notsituation angetreten.
Die rasche Bestellung eines neuen Konzernchefs sei in dieser Lage dringend geboten gewesen, sagte Middelhoff am Donnerstag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Zwar habe es vier konkrete externe Kandidaten für den Posten gegeben, eine Entscheidung für einen dieser Kandidaten hätte jedoch zu weiteren Verzögerungen geführt. "Und das konnten wir uns in dieser Lage nicht leisten", so Middelhoff über seine Entscheidung, den Vorstandsvorsitzenden anzunehmen.
Er sei schon einmal dringlich gebeten worden
Er sei bereits beim Weggang des bisherigen Konzernschefs Christoph Achenbach von der Großaktionärin Madeleine Schickedanz "dringlich gebeten" worden, das Amt anzunehmen, habe damals aber noch abgelehnt. Sein Vertrag laufe drei Jahre, sagte Middelhoff weiter. "Ich bin bereit, in Verantwortung für das Unternehmen und die Mitarbeiter dieses Unternehmen bis zum Abschluss des Turnaround zu führen."
Über die Zukunft des Unternehmens sagte er: "Es geht nicht um die Aufspaltung des Unternehmens. Alles, was mit Aufspaltung zu tun hat, haben wir bereits im vergangenen Herbst angepackt", sagte er. Er wolle den noch immer hohe Verluste schreibenden Essener Konzern, der für das erste Quartal 2005 einen weiteren Einbruch bei Umsatz und operativem Ergebnis bekannt geben musste, wieder "in ruhigere Fahrwasser" führen.
Börsianer gaben Middelhoff Vorschusslorbeeren: Die im MDax notierte Aktie von Karstadt-Quelle legte zwischenzeitlich rund fünf Prozent auf bis zu 9,49 Euro zu, drehte später aber ins Minus. "Offenbar will kein anderer den Job haben", sagte ein skeptischer Analyst. "Ich würde mir jemanden wünschen, der Erfahrungen im Einzelhandel und bei der Sanierung von Unternehmen besitzt."
Sein Vorgänger Christoph Achenbach war Anfang April nach Kritik an der zögernden Sanierung zurückgetreten. Er war nur neun Monate im Amt. Middelhoff leitete den Aufsichtsrat erst seit Juni 2004, er gilt als Vertrauter von Großaktionärin Madeleine Schickedanz. Der Aktionärspool um sie hatte in den vergangenen Wochen kontinuierlich Karstadt-Quelle-Aktien hinzu gekauft und kommt inzwischen nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters auf einen Anteil von knapp 48 Prozent.
"Das Hauptaugenmerk richtet sich künftig noch mehr als bislang auf die Umsatzentwicklung", kündigte Middelhoff an. "Die neue Organisation gibt uns dafür den notwendigen zusätzlichen Schub." Ein weiterer Schwerpunkt liege auf dem Versandhandel, "mit dem wir - namentlich bei Quelle - nach wie vor unzufrieden sind.