Wer sich beim Onlinehändler Amazon für eine an sich harmlose Digitalwaage interessiert, die sich auch zum Portionieren von Drogen eignet, bekommt als weiteres Zubehör unter anderem aufgelistet: ein Kifferset, ein als Batterie getarnter Cannabis-Zerbrösler sowie Dünger für Haschpflanzen. Außerdem Leerkapseln zur Herstellung von Pillen, Koffein zum Strecken von Drogen sowie Silber- und Goldröhrchen, um sich Kokain durch die Nase zu ziehen.
Verantwortlich dafür ist der Algorithmus des Online-Händlers, der beispielsweise Amazon-Kunden, die nach einem Liebesroman suchen, weitere Bücher aus diesem Genre empfiehlt.
Amazon hält am Algorithmus fest
Die Drogenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), sagte dem stern: "Ich fordere Amazon auf, seine Empfehlungsalgorithmen zu überprüfen und so zu gestalten, dass die Nutzerinnen und Nutzer nicht auf dumme Gedanken kommen." Eine Diskussion über die Algorithmen wünscht sich auch Burkhard Blienert, drogenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.
Auf Anfrage des stern zeigte sich Amazon nicht bereit, das Empfehlungssystem zu überarbeiten. "Wir haben Prozesse etabliert, um sicherzustellen, dass keine Produkte angeboten werden, die gegen die Arzneimittelverordnung sowie sonstige Gesetze verstoßen", so eine Konzernsprecherin.