Kommentar Die böse Tui-Mischung

  • von Dirk Benninghoff
Der Verkauf der Schifffahrts-Sparte von Tui kennt fast nur Verlierer: die Verbraucher, die Arbeitnehmer und vor allem den Chef von Tui, Michael Frenzel. Triumphiert hat dessen Rivale aus Norwegen. Nur, wenn eine Gruppe von Hanseaten den Zuschlag bekäme, hätte der Deal noch eine charmante Note.

Hohe Schulden, schwache Renditen, niedriger Aktienkurs: Für Investoren ist es eine ganz böse Mixtur, die Tui in den vergangenen Jahren präsentiert hat. Die Aktie des Hannoveraner Touristikkonzerns schwächelte schon, als von amerikanischer Kredit- und Finanzkrise noch keine Spur war. Kein Wunder also, dass der Unmut der Anleger sich seit Jahren über Tui-Chef Michael Frenzel ergießt. Jedes Mal aufs Neue wird die Hauptversammlung zur verbalen Abrechnung für den Vorstand - nur passiert ist bislang nichts. Bislang, denn mit dem angekündigten Verkauf der Schifffahrtssparte Hapag-Lloyd könnte auch für Frenzel das letzte Stündchen bei Tui geschlagen haben.

Der Verkauf ist eine Absage an seine bisherige Strategie, der anfälligen Touristik ein renditenstarkes Reedereigeschäft als einen Gegenpol gegenüberzustellen. Investoren aus aller Herren Länder forderten in den vergangenen Jahren den Verkauf der Schifffahrt, um so eine fette Sonderdividende einzufahren, so wie der Norweger Reeder John Fredriksen, der sich jetzt durchgesetzt hat.

Mit den Milliarden aus dem Verkauf soll Tui jetzt das Touristikgeschäft ausbauen. Dabei hat man den größten Teil gerade vorher ausgelagert. Wenn Tui viel Geld in die Hand nimmt, heißt das wohl Übernahmen. Für die Verbraucher würde der Wettbewerb also weiter eingeschränkt. Wer im Internet halbwegs findig ist, bucht jetzt allerdings schon an den großen Anbietern vorbei.

Einen gewissen Charme könnte der Reederei-Deal dennoch haben - nämlich dann, wenn die Hamburger Investorengruppe, die ganz offen Interesse am Hapag-Llyod-Kauf angemeldet hat, wirklich den Zuschlag bekäme. Eine Gruppe hanseatischer Kaufleute garantiert den Hapag-Standort Hamburg und die damit verbundenen Arbeitsplätze.