KONEZERNGESCHICHTE Die Bertelsmann AG

Vom kleinen christlichen Verlag zu einem der größten Medienkonzerne der Welt: Rund 167 Jahre brauchte der 1835 von dem Drucker Carl Bertelsmann in Gütersloh gegründete Verlag, um in die erste Liga der Medienunternehmen aufzusteigen. Theologie bildet in den Anfangsjahren den Schwerpunkt im Verlagsprogramm. Und, so heißt auch heute in der Unternehmensbiografie: »Gesellschaftspolitisches Engagement gehörte von Anfang an dazu.«

Soziales Modell prägte das Unternehmen

In fünfter Generation kam 1947 Reinhard Mohn an die Bertelsmann-Spitze. Er prägte die bis heute gültige Unternehmenskultur: Dezentrale Organisation, Delegation von Verantwortung, Freiraum für den kreativen Mitarbeiter und eine vorbildliche innerbetriebliche Sozialordnung - das »soziale Modell Bertelsmann«, wie das Unternehmen erklärt.

Am Anfang war der Club

Als »Königsidee« gilt Mohns Gründung des Bertelsmann-Leserings 1950, der heute »Der Club« heißt und weltweit 29 Millionen Mitglieder zählt. 1958 kommt die hauseigene Schallplattenfirma hinzu, 1962 wird der erste Schritt ins Ausland gewagt: Bertelsmann gründet in Spanien den Lesering »Circulo de Lectores«.

Konzernumbau begann

1964 steigt das Unternehmen bei der Filmfirma Ufa ein. 1969 erwirbt Bertelsmann eine erste Beteiligung an Gruner & Jahr (»Stern«, »Brigitte«, »Capital«), 1973 wird daraus eine Mehrheitsbeteiligung. 1970 führt Mohn die Gewinnbeteiligung für Mitarbeiter ein, ein Jahr darauf folgt die Umwandlung vom Familienunternehmen zur Aktiengesellschaft. Mohn bleibt als Mehrheitsaktionär Vorstandschef.

Gemeinnützige Stiftung

Nachdem 1977 der Goldmann-Verlag übernommen wurde, gründet Mohn die gemeinnützige Bertelsmann-Stiftung. Sie soll Vorhaben im Bereich der Ausbildung, Kultur und Sozialpolitik fördern, »bei denen das Haus Bertelsmann auf Grund besonderer Erfahrungen einen konstruktiven Beitrag leisten kann«. 1993 überträgt Mohn 68,8 Prozent des Aktienkapitals auf die Bertelsmann-Stiftung.

Expansion in den USA

Ab Ende der 70er Jahre geht es dann in den USA Schlag auf Schlag: 1979 wird das US-Label Arista (heute unter anderem Whitney Houston, Carlos Santana) gekauft, 1980 wird der Taschenbuchverlag Bantam Books übernommen. 1986 kommen das Label RCA (unter anderem Elvis Presley) und das Verlagshaus Doubleday dazu. Die US-Verlage laufen fortan als Verlagsgruppe Bantam Doubleday Dell, das weltweite Musikgeschäft wird ab 1987 unter Bertelsmann Music Group (BMG) zusammengefasst. 1998 übernimmt Bertelsmann in den USA Random House - die höchste Investition in der Unternehmensgeschichte, die als Coup des 1998 an die Spitze getretenen Thomas Middelhoff galt.

Statschuss für PrivatTV

Als in Deutschland der Startschuss für den privaten Rundfunk fällt, verschmelzen Bertelsmann und Gruner & Jahr 1984 ihre Aktivitäten im Bereich elektronischer Medien zur Ufa Film- und Fernseh-GmbH. Die Ufa beteiligt sich zu 40 Prozent an RTL plus. 1997 fusioniert die Ufa mit der Compagnie Luxembourgoise de Telediffusion (CLT) zur CLT-UFA. 2000 wird die RTL-Group - 22 Fernsehsender, 18 Radiostationen - an die Börse gebracht. 2001 übernimmt Bertelsmann die Mehrheit von 67 Prozent an der RTL Group, später werden weitere 22 Prozent übernommen.

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Ära der Expansion

1990 kauft sich Bertelsmann über Gruner & Jahr beim Dresdner Druck- und Verlagshaus (Sächsische Zeitung) ein, zwei Jahre später kommt der Berliner Verlag (Berliner Zeitung) hinzu. 1995 wird gemeinsam mit America Online für Europa der Online-Dienst AOL gegründet. Mit Pixelpark erwirbt der Gütersloher Konzern zudem eine Multimedia-Agentur.