Lesotho Kleines Land, große Diamanten

Die Gruppe der Diamanten produzierenden Länder ist um einen Staat reicher: Mit einer symbolischen Sprengung nahm Lesothos König Letsie III die höchste Diamantmine der Welt offiziell in Betrieb.

Das Bergwerk, das von Lesothos Regierung und einer südafrikanischen Investorengruppe um den Finanzier Brett Kebble betrieben wird, ist bisher die einzige des kleinen Landes. Bis zum Frühjahr 2005 sollen zwei weitere folgen. Mit der Diamantenförderung begonnen hatte die Letseng-Mine bereits im März. Die seitdem geförderten 27.580 Karat im Wert von rund 28 Millionen Dollar - unter ihnen Edelsteine im Bereich zwischen 123 und 215 Karat - haben nach Kebbles Angaben die Investitionskosten von 210 Millionen Rand (35 Mio Dollar) bereits jetzt zu einem großen Teil amortisiert. Bis zum Ende des Geschäftsjahres am 31. März werden Einkünfte in Höhe von insgesamt 38 Millionen Dollar (knapp 29 Mio Euro) erwartet.

Wiedereröffnung der Mine

Die Investitionskosten blieben gering, weil es sich bei der Mine um eine Wiedereröffnung handelt, welche die Diamantenindustrie des Königreichs neu beleben soll. Obwohl die vor knapp 50 Jahren entdeckte Mine die größten und reinsten Diamanten der Welt produziert hat - darunter drei von mehr als 500 Karat - hatte sie der De Beers- Konzern 1982 angesichts der niedrigen Preise auf dem Diamanten- Weltmarkt und auch aus politischen Gründen geschlossen.

Seitdem lag die Diamantenindustrie des Landes von den Ausmaßen Belgiens brach. Erst als sich Lesotho nach dem Ende der Apartheid im Nachbarland Südafrika neu orientieren musste, geriet sie 15 Jahre später wieder ins Zentrum des Interesses. Die Zeit war reif. Ein sich neu strukturierender Markt und steigenden Nachfrage treiben die Preise. Allein fürs laufende Jahr schätzt Charles Wyndham von der Londoner International Diamond Consultants Ltd das Volumen des weltweiten Schmuckmarktes (Gold und Diamanten) auf 60 Milliarden Dollar. "Bis 2014 wird bei den ungeschliffenen Diamanten das Angebot hinter der Nachfrage bleiben", prognostiziert Wyndham, der der Letseng-Mine die "attraktivsten Steine der Welt" bescheinigt.  

Exporterlös soll BIP befeuern

Bisher macht der Exporterlös der Diamantenförderung Lesothos bescheidene fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. "Wir peilen für die nächsten drei bis vier Jahre aber einen Export von 50.000 Karat an, so dass sich dieser Wert auf 10 Prozent erhöhen dürfte", sagt Monyane Moleleki. Der Außenminister Lesothos, der bis vor einer Woche noch als Rohstoff-Minister für Energie und Bergbau zuständig war, hatte großen Anteil an der Wiederbelebung der Diamantindustrie.

Sie findet vor dem Hintergrund einer Diversifizierung statt. Nötig wurde sie, weil Südafrika wegen der starken Automatisierung seines Bergbaus die zuvor aus Lesotho ins Land geholten billigen Arbeitskräfte nicht mehr brauchte. Als Folge stieg in dem armen und oft dürregeplagten Land von der Größe Belgiens die Arbeitslosigkeit. Immerhin: Dank eines US-Förderprogramms (AGOA) hat sich Lesotho innerhalb von zweieinhalb Jahren als Afrikas größter Textilexporteur für die USA profiliert und 50.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Doch Moleleki sieht in der Wiederbelebung der Diamantenindustrie die strahlende Zukunft: "Lesotho hat weltweit den höchsten Kimberlit-Anteil im Boden - und wo Kimberlit ist, da sind auch Diamanten".

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Ralf E. Krüger, dpa