Mehrere Mitarbeiter des Mercedes-Werks Sindelfingen stehen unter Verdacht, mit Absicht Fahrzeuge mit Fehlern produziert zu haben, um einer externen Nacharbeitungsfirma Aufträge zuzuschanzen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte am Sonntag in Stuttgart, dass ein Ermittlungsverfahren gegen mehrere Beschäftigte aufgenommen wurde. Der Konzern wolle bei der Aufklärung des Falles mithelfen, sagte ein Daimler-Sprecher auf Anfrage.
Wie das Magazin "Focus" berichtet, wird drei Beschäftigten vorgeworfen, sie hätten bei den Baureihen der C-, E- und S-Klasse Oberflächen zerkratzt, Schrauben und Schellen gelockert oder Flüssigkeiten in Bremsleitungen gespritzt. Die Schäden wurden danach von einer externen Firma beseitigt, die sich offenbar mit lukrativen Geschenken revanchiert hat.
Als Gegenleistungen sollen sie teure Hotelaufenthalte, Reisen mit Musical-Besuch, Fußball-Saisonkarten, günstige Testautos oder Potenzmittel erhalten haben. Der oberste Korruptionsermittler der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, Andreas Thul, bezeichnete dies als "exotische Konstellation". Den Schaden ausbaden mussten dem Bericht zufolge die betroffenen Zulieferfirmen von Daimler, die für die Schäden in Millionenhöhe aufkommen mussten.
Unterdessen führt die Autokrise bei Daimler angeblich zu weiteren massiven Einschnitten: Laut Medienberichten sollen im kommenden Jahr 150.000 Mercedes-Autos weniger gebaut werden und ein neues Sparprogramm steht auf dem Plan. Im Mercedes-Werk Sindelfingen drohe bereits im Januar Kurzarbeit. Ein neues Sparprogramm könne noch vor Weihnachten beschlossen werden, berichtet die "WirtschaftsWoche" in ihrer neuen Ausgabe. Im Fokus stehe dabei die Kernsparte Mercedes Car Group mit ihren Marken Mercedes-Benz, smart und Maybach. Mehrere Unternehmensberatungen seien beauftragt worden, Konzepte zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung vorzustellen. Daimler wollte sich nicht zu dem Bericht äußern.