Ein alter Bauer gewinnt gegen einen gigantischen Staatsbetrieb, auch das ist in China offenbar möglich. Laut People's Daily Online hat der Wang Englin nur drei Jahre lang die Schule besucht, aber er gab nicht auf, als die Qinghua Gruppe sein Land vergiftete. Die Firma hat etwa 5000 Angestellte und erreicht einen Umsatz von 250 Millionen Euro. Ein Kampf wie David gegen Goliath. Im Jahr 2001 hat der Gigant das erste Mal vergiftetes Abwasser in der Nähe von Wangs Ackerland illegal entsorgt und seine Ernte vernichtet. Vor Gericht erzähle er, am Abend des chinesischen Neujahrsfestes habe er mit Nachbarn gekocht und Karten gespielt, als die Brühe in seine Küche schwappte.
Ein ganzes Dorf vergiftet
Seitdem soll die Firma jährlich zwischen 15.000 to 20.000 Tonnen hochgiftiger Chemikalien verkappt haben. Das ganze Land wurde vergiftet, es bildete sich ein See aus dem toxischen Cocktail. Obendrein schüttet die Firma neben dem Dorf eine fünf Meter hohe Halde mit Chemieabfällen auf
Wang beschwerte sich bei den Behörden und wurde gebeten, Beweise für seine Anschuldigungen beizubringen. Keine einfache Aufgabe für den ungebildeten Mann. "Ich wusste, dass ich im Recht was. Doch ich wusste nicht, gegen welche Gesetze die andere Seite verstoßen hatte. Und auch nicht, was für Beweise ich benötigen würde."
Bezahlung mit einem Sack Getreide
Also begann er ein Heimstudium des Umweltrechts. Fachbücher konnte er sich nicht leisten. Er las sie in einem Buchladen und schrieb die wichtigsten Passagen ab. Den Besitzer der Buchhandlung bezahlte er mit einem Sack Getreide. Wie so häufig in China hielten die lokalen Behörden und Gerichte ihn hin. Die Firma bedrohte Wang mit Gegenklagen. Acht Jahre währte der Rechtsstreit. Zum Glück musste sich Herr Wang nicht nur auf sein Selbststudium verlassen. Er erhielt kostenlose Hilfe einer Anwaltskanzlei, die auf Umweltfälle spezialisiert ist. Vor dem Volksgericht des Angangxi Distrikst erreichte Herr Wang nun einen Sieg für sich und die Dorfbewohner. Und auch wenn die Gegenseite in die Berufung gehen wird, ist Wang entschlossen weiter zu kämpfen. "Wir werden sicher gewinnen. Und selbst wenn wir verlieren, werden wir weiter kämpfen!"
Großes Aufsehen in China
"Die meisten Leute haben wenig Zuversicht, eine Umweltklage einzureichen, besonders wenn die Beschuldigten große mächtige Firmen sind oder auch Behörden", sagte Liu Jinmei, Anwalt am Zentrum zur Unterstützung von Opfern von Umweltschäden an der Pekinger
Universität für Recht und Politik, der Zeitung "Zhongguo Qingnianbao". "Sie glauben nicht, dass sie eine Chance haben." Der hartnäckige Bauer bekam viel Lob. "Er hat sich selber das Recht beigebracht und gegen Anwälte gewonnen, die der Gegner in großen Städten angeworben hat", so das Blatt.