Die Beschwerden über betrügerische Telefonanrufe nehmen drastisch zu. Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Bundesnetzagentur. Bei der Aufsichtsbehörde für die Telefonbranche erstatten demnach immer mehr geschädigte Bürger Anzeige. Mehr als 66.000 Beschwerden von Januar bis April 2010 betrafen unlautere Geschäftspraktiken am Telefon. Das ist dem Bericht zufolge ein Rekord: In den ersten vier Monaten 2009 waren es noch 14.000.
Dem Bericht zufolge gibt es immer mehr Fälle, bei denen kriminelle Firmen mit Hilfe von Sprachcomputern massenweise Verbraucher anrufen und ihnen per Bandansage mitteilen, sie hätten ein wertvolles Auto gewonnen. Um den Gewinn einzulösen, muss eine 0900-Servicenummer gewählt werden. Wer das befolgt, landet aber in teuren Warteschleifen und wird mit hohen Telefongebühren belastet, statt das erhoffte Auto zu bekommen. Die Netzagentur verfügte in den vergangenen sechs Monaten laut "SZ" die Abschaltung von mehr als 30 solcher 0900-Nummern. 35.000 Beschwerden bezogen sich in den ersten vier Monaten dieses Jahres auf derartige Betrügereien. Die übrigen Anzeigen betreffen Firmen, die Bürger zu Hause anrufen, um etwa Gewinnspiele zu verkaufen. Solche Werbeanrufe sind illegal, sofern die Verbraucher zuvor nicht ausdrücklich eine Erlaubnis dazu erteilt haben. Die Bundesnetzagentur rügt in ihrem Bericht laut "SZ", dass die Justiz nicht konsequent gegen mutmaßliche Betrüger vorgehe und stattdessen viele Ermittlungsverfahren "sanktionslos" eingestellt würden. Dies sei eine untragbare Situation.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) will Telefonbetrügern das Handwerk legen. Falsche Gewinnversprechen von Betrügern am Telefon seien "ganz klar" strafbar, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe). Die Bundesministerin forderte von ihren Länderkollegen rasche Aufklärung, warum die Täter bislang kaum zur Rechenschaft gezogen werden.