Die Bahn und die Lokführergewerkschaft GDL können sich im seit Monaten andauernden Tarifstreit auf keinen gemeinsamen Nenner einigen. Die GDL fordert nach wie vor einen eigenständigen Tarifvertrag und Verbesserungen bei Arbeitszeit und Entgelt - bislang ohne Erfolg. Eine Verhandlungslösung scheint noch weiter in die Ferne gerückt, nachdem sich der Ton am Wochenende noch einmal verschärft hatte. Während der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokführer, Manfred Schell, die "Waffengleichheit" mit der Bahn hervorhob, sprach Bahn-Personalchefin Margret Suckale der Gewerkschaft den Willen zum Kompromiss ab. Beide Parteien wollten am Vormittag ihre Strategien bekannt geben, nachdem die Friedenspflicht in der Nacht ausgelaufen ist.
Ab Dienstag drohen Streiks
Insider der Bahn rechneten für Dienstag mit ersten Arbeitsniederlegungen. Am Mittwoch, dem Tag der Einheit, soll es nach den Worten Schells aber keine Streiks geben. Ein Notfallplan der Bahn soll sicherstellen, dass auch während der Streiks mehr als die Hälfte der Züge fährt. Bahnsprecher Uwe Herz antwortete auf die Frage, ob das Unternehmen mit Aussperrungen auf Arbeitsniederlegungen reagieren werde: "Wir behalten uns alle Möglichkeiten vor, Streiks zu verhindern." Suckale warf im "Handelsblatt" (der GDL vor, gar nicht an einer Lösung interessiert zu sein. Die GDL "will offensichtlich keinen Kompromiss", sagte sie. Gegen drohende Streiks werde die Bahn bei Bedarf auch wieder gerichtlich vorgehen.
Bahnchef Hartmut Mehdorn bot der GDL in der "Bild"-Zeitung rund zehn Prozent mehr "ab sofort" an. Das setze sich zusammen aus zwei Wochenstunden bezahlter Mehrarbeit, zusammen mit dem mit den anderen Gewerkschaften erreichten 4,5-prozentigen Tarifabschluss und Verbesserungen bei den Zulagen. Schell hatte zuvor erklärt, er rechne nicht mit wochenlangen Streiks. "Ich denke, dann wird die Politik irgendwann eingreifen und den Bahnvorstand zur Räson bringen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Die Hälfte der Züge soll fahren
Mehr als die Hälfte der Züge sollen fahren Die Bahn will erreichen, dass streikwillige Fahrer erst gar nicht auf die Führerstände gelangen. Einen entsprechenden "Spiegel"-Bericht bestätigte ein Bahnsprecher. Einspringen sollen Lokführer, die den Gewerkschaften Transnet und GDBA angehören, sowie Beamte, die nicht streiken dürfen. So soll sicher gestellt sein, dass deutlich über 50 Prozent aller Züge im Nah- und Fernverkehr fahren.