USA Arbeitslosenquote knackt Zehn-Prozent-Marke

Die schärfste Rezession seit 70 Jahren hinterlässt drastische Spuren auf dem US-Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote stieg im Oktober erstmals seit 1983 über zehn Prozent - und Experten erwarten für die nahe Zukunft noch schlechtere Zahlen.

Die Arbeitslosigkeit in den USA hat erstmals seit 1983 die Marke von zehn Prozent überschritten, obwohl die Wirtschaft zuletzt an Schwung gewonnen hat. Seit Beginn der Rezession vor knapp zwei Jahren sind 7,3 Millionen Jobs verloren gegangen. Wie das Arbeitsministerium in Washington am Freitag mitteilte, waren im Oktober beinahe 16 Millionen Menschen ohne Job, was einer Quote von 10,2 Prozent entspricht.

Mittlerweile legt die Arbeitslosigkeit seit fast zwei Jahren ununterbrochen zu. Experten erwarten einen weiteren Anstieg der Zahlen in der größten Volkswirtschaft der Welt, obwohl die schlimmste Rezession seit der Großen Depression in den 30er Jahren offensichtlich zu Ende ist.

Experten sehen nun Handlungsbedarf für die US-Regierung und halten weitere Konjunkturstützen für möglich. Laut Arbeitsministerium fielen allein im Oktober 190.000 Jobs weg. Dennoch hat der Stellenabbau erneut an Schärfe verloren: Zum Höhepunkt der Krise im Januar war fast eine dreiviertel Million Arbeitsplätze verloren gegangen, im September waren es noch 219.000.

Der Arbeitsmarkt wird zum wichtigsten Thema

US-Präsident Barack Obama hat dem Arbeitsmarkt höchste Priorität eingeräumt. Sein finanzieller Spielraum ist aber wegen des Rekorddefizits im Haushalt stark begrenzt. Die ansteigende Arbeitslosigkeit könnte zudem zum Problem für die Demokraten bei den Kongresswahlen im kommenden Jahr werden, denn der Arbeitsmarkt gehört im Wahlkampf zu den wichtigsten Themen. Erst vor wenigen Tagen setzten sich die Republikaner im Rennen um zwei Gouverneursposten durch.

Allerdings bedeutet die anhaltend düstere Lage auf dem Arbeitsmarkt auch, dass die Inflationsgefahr zunächst gering bleibt. Das gibt der US-Notenbank Fed Spielraum, noch länger an ihrer Nullzinspolitik festzuhalten und so die Wirtschaft anzukurbeln. Die Währungshüter hatten am Mittwoch den Leitzins auf dem Rekordtief belassen.

Jeder dritte Arbeitslose ist langzeitsarbeitslos

Die US-Wirtschaft war im Sommerquartal aufs Jahr hochgerechnet um 3,5 Prozent gewachsen und dürfte damit die Rezession hinter sich gelassen haben. Anders als in Deutschland legt in den USA aber ein Forschungsinstitut den Beginn und das Ende einer Schrumpfungsperiode fest, häufig mit monatelanger Verspätung. Als ein wichtiges Kriterium dabei gilt neben dem Wirtschaftswachstum die Lage am Arbeitsmarkt.

Wie schwer es in den USA derzeit ist, einen Job zu finden, zeigt sich nach Angaben der Experten daran, dass die Langzeitarbeitslosigkeit einen neuen Rekordstand erreicht hat. 5,6 Millionen Amerikaner, 35,6 Prozent aller Arbeitslosen, sind bereits sechs Monate oder länger ohne Stelle.

AP · DPA · Reuters
Reuters/AP/DPA