VW Neuer Golf kommt früher

Europas größter Autobauer Volkswagen will Konzernkreisen zufolge den neuen Golf schon 2008 auf den Markt bringen und damit ein Jahr früher als geplant. Derweil hat Ferdinand Piëch versichert, den Burgfrieden bei VW zu wahren.

"Das ist richtig, der Golf soll schon 2008 kommen", sagte ein mit den Planungen Vertrauter am Samstag Reuters. Bei der Fertigung des wichtigsten Modells der Wolfsburger sollten zudem die Ausgaben reduziert werden im Vergleich zum Golf V, der im Herbst 2003 auf den Markt kam. "Die Produktionskosten sollen gesenkt werden." Zuvor hatten "Der Spiegel" vorab sowie die Zeitung "Die Welt" (Samstagausgabe) berichtet, VW-Markenchef Wolfgang Bernhard wolle den Kompaktwagen so konzipieren lassen, dass er einfacher und günstiger zu montieren sei als die Vorgängervariante. Der Konzern wollte sich nicht dazu äußern.

Burgfriede bei VW?

Derzeit benötigt VW für die Produktion des Golf V, von dem inklusive der Hochdachversion Golf Plus im vergangenen Jahr 706.000 verkauft wurden und damit gut sieben Prozent mehr als 2004, doppelt so lange wie einige Konkurrenten für vergleichbare Autos. Bernhard will dies ändern und VW in Sachen Effizienz mehr in Richtung des japanischen Herstellers Toyota trimmen, der in der Autobranche hier als vorbildlich gilt.

Nach einem Vorabbericht des Magazins "Focus" haben sich unterdessen die Wogen im Machtkampf an der Führungsspitze von Volkswagen wieder etwas geglättet. Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch soll sich demnach bei Vorstandschef Bernd Pischetsrieder für seine öffentlichen Äußerungen zu dessen angeblich fraglicher Vertragsverlängerung bei VW entschuldigt haben.

Piëch versichert Pischetsrieder zu unterstützen

In mehreren Telefonaten soll Piëch auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sowie Porsche-Chef Wendelin Wiedeking - als Vertretern der größten VW-Aktionäre - versichert haben, dass er Pischetsrieder mit einem Zeitungsinterview nicht habe schaden wollen. Darin hatte er ausführlich auf den Widerstand der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gegen Pischetsrieder hingewiesen und Zweifel an einer Vertragsverlängerung für den Bayern geschürt.

Piëch habe nun aber allen Beteiligten zugesichert, Pischetsrieder zu unterstützen, dessen Vertrag noch bis 2007 läuft. Auch wolle er beim Betriebsrat nicht für seinen eigenen Favoriten für den VW-Chefposten, den Audi-Chef Martin Winterkorn, werben. Er habe vielmehr Pischetsrieder persönlich versichert, im Aufsichtsgremium einer Vertragsverlängerung zuzustimmen. Vom Konzern war dazu keine Stellungnahme erhältlich. Piëch, der selbst jahrelang Volkswagen führte, hatte den früheren BMW-Chef als seinen Nachfolger geholt.

Betriebsrat kritisiert Pischetsrieders Sparkus

Pischetsrieder treibt derzeit zusammen mit Bernhard die Sanierung der Stammmarke VW voran und ist angesichts der harten Einschnitte bei Arbeitnehmervertretern umstritten. VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch bezeichnete die geplanten Kostensenkungen jüngst aber als überlebenswichtig und ohne Alternative. "Ohne eine Restrukturierung insbesondere der traditionellen Werke wäre ein langfristig zukunftsfähiger Volkswagen-Konzern undenkbar", sagte er vergangene Woche auf der Bilanzpressekonferenz des Konzerns. Die Sanierung der schwach ausgelasteten Werke in Westdeutschland sei die Voraussetzung auch dafür, dass der Autobauer in den USA aus der Verlustzone komme.

VW hat bis zu 20.000 Arbeitsplätze in den unrentablen westdeutschen Werken auf den Prüfstand gestellt, Entscheidungen gibt es allerdings noch nicht, die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern zu den angestrebten Kostensenkungen dauern an. 2005 hatte Volkswagen dank bereits laufender Sparprogramme seinen operativen Gewinn vor Sonderposten um gut die Hälfte auf 3,1 Milliarden Euro gesteigert. Netto stand ein Gewinn von gut einer Milliarde Euro in den Büchern.

Reuters
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