Die Getreidepreise in Deutschland sind zur Erntezeit so hoch wie nie in den vergangenen 25 Jahren. Brotgetreide sei 25 bis 35 Prozent teurer als noch vor zwölf Monaten, teilte der Verband Deutscher Mühlen am Donnerstag in Berlin mit. Grund sind weltweit schlechte Ernten. Die Mühlen könnten die Kostensprünge "unmöglich auffangen" und müssten ihre Preise erhöhen, erklärte ihr Verband. Die Bäcker müssten nun kalkulieren, ob sie die Preiserhöhung weiterreichen und Brot und Brötchen verteuern. Der Mehlpreis macht aber nur einen Bruchteil des Brötchenpreises aus. Personal und Energieverbrauch fallen deutlich stärker ins Gewicht.
Die deutschen Mühlen beziehen 95 Prozent des Brotgetreides, also Weizen und Roggen, aus dem Inland. Die Preise werden aber maßgeblich von den internationalen Getreidemärkten bestimmt, die wegen einer extremen Dürre im wichtigen Anbauland USA gerade hoch angespannt sind. Wegen Ernteausfällen reichten die Weltgetreidevorräte derzeit für nur noch 69 Tage, erläuterte der Mühlenverband.
Inwiefern höhere Getreidepreise auch Backwaren oder andere Lebensmittel verteuern, muss sich zeigen. Bei den Mühlen machen die Kosten für den Rohstoffeinkauf rund 80 Prozent der Kalkulation aus. Steigerungen von 25 bis 35 Prozent könnten unmöglich aufgefangen werden, warnte der Verband als Branchenvertretung der 550 deutschen Mühlen. "Substanziell höhere Produktionskosten müssen in die Produktpreise einfließen."
Acht Prozent weniger Getreide in Russland
Laut Mühlenverband fehlen in Deutschland zum Abschluss der diesjährigen Ernte insgesamt rund eine Million Tonnen Weizen und Roggen, um auf den durchschnittlichen Wert der vergangenen fünf Jahre zu kommen. Weltweit reichen die Vorräte nur noch für 69 Tage, denn auch in anderen Regionen fiel der Ertrag mager aus.
In Russland etwa wurde bislang acht Prozent weniger Getreide eingefahren als im Vorjahr, wie die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Donnerstag unter Berufung auf Unterlagen des Landwirtschaftsministeriums meldete. Viele landwirtschaftliche Regionen des Landes hatten dieses Jahr zuerst mit Frost und später mit Dürre zu kämpfen. Nun wird befürchtet, dass Russland wie 2010 ein Exportverbot für Getreide verhängt, um die Preise im Land niedrig zu halten. Vor zwei Jahren führte das zu einer Explosion des Weltmarktpreises. Russland ist einer der größten Weizen-Exporteure.