Schon seit Anfang 2025 haben die Krankenkassen die Beiträge auf breiter Front erhöht. Nun steht die nächste Runde an: Bis Ende November müssen die Kassen festlegen, ob und wie stark sie ihren Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel erhöhen. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für 2026 auf 2,9 Prozent festlegen – nach 2,5 Prozent im Vorjahr.
Die Kassen aber warnen, dass der Zusatzbeitrag angesichts ihrer Finanzsituation tatsächlich stärker erhöht werden könnte. Denn der von der Politik genannte Wert dient lediglich der Orientierung, die Kassen können den Zusatzbeitrag individuell selbst festlegen.
Kassenpatienten, denen in den kommenden Tagen ein Erhöhungsschreiben ins Haus flattert, dürften über einen Wechsel zu einer günstigeren Kasse nachdenken. Das kann potenziell Hunderte Euro im Jahr sparen und ist denkbar einfach. Man füllt einen Antrag bei der neuen Kasse aus und diese informiert die alte über die Kündigung und leitet den Wechsel in die Wege.
Wenn die Krankenkasse den Zusatzbeitrag erhöht, gilt ein Sonderkündigungsrecht bis zum Ende des Monats, in dem der höhere Beitrag zum ersten Mal fällig ist. Außerdem gibt es die reguläre Kündigungsmöglichkeit für alle, die mindestens zwölf Monate bei ihrer alten Kasse versichert waren. In beiden Fällen gilt eine Frist von zwei vollen Monaten: Wer zum Beispiel im Laufe des Dezembers wechselt (nicht auf den letzten Drücker, weil die Bearbeitung ein paar Tage dauern kann), ist zum 1. März bei der neuen Kasse versichert.
Aber zu welcher Kasse soll man nun wechseln? Einfach die günstigste nehmen, weil die gesetzlich festgelegten Kassenleistungen ja eh gleich sind? Oder lieber doch auf Zusatzleistungen, Bonusprogramme und andere Extras achten? Eine kleine Entscheidungshilfe.
Krankenkasse wechseln: So viel Ersparnis ist drin
Zunächst einmal sollten Sie sich klarmachen, wie viel Sie bei einem Wechsel der Kasse überhaupt sparen. Der allgemeine Beitragssatz von 14,6 Prozent des Bruttolohns ist bei allen Kassen gleich, nur der Zusatzbeitrag variiert. Die derzeit günstigste bundesweit geöffnete Kasse ist die BKK Firmus mit 2,18 Prozent Zusatzbeitrag, die teuerste ist die Knappschaft mit 4,4 Prozent (Stand: November 2025). Der Arbeitgeber zahlt die Hälfte des Gesamtbeitrags.
Wie viel der oder die Einzelne tatsächlich in Euro sparen können, hängt vom Verdienst ab und davon, wie groß der Beitragsunterschied zwischen alter und neuer Kasse ist. Hierzu ein paar Rechenbeispiele:
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- Wechselt ein Angestellter mit 4000 Euro Monatsbrutto zu einer Kasse, die einen Prozentpunkt günstiger ist, spart er im Jahr 240 Euro an Beitrag (nur Arbeitnehmeranteil). Würde der gleiche Beschäftigte von der Knappschaft zur 2,22 Prozentpunkte günstigeren BKK Firmus wechseln, so spart er im Jahr 533 Euro an Beitrag.
- Wechselt eine Angestellte mit 5513 Euro Bruttolohn oder mehr (aktuelle Beitragsbemessungsgrenze) zu einer Kasse, die einen Prozentpunkt günstiger ist, spart sie rund 330 Euro im Jahr. Im Extremfall des Wechsels von der Knappschaft zur BKK Firmus würde die Ersparnis aufs Jahr fast 734 Euro betragen.
Die Beispiele zeigen: Der Wechsel von einer teuren zu einer günstigen Kasse kann erheblich Beiträge sparen. Allerdings lohnt es sich, nicht allein auf den Beitrag zu schauen. Denn auch Extraleistungen, die von Kasse zu Kasse variieren, können bares Geld wert sein.
Auch auf die Extraleistungen gucken
Die grundlegenden medizinischen Leistungen sind vom Gesetzgeber festgeschrieben und bei allen Kassen gleich. Je nach persönlicher Lebenssituation und Gesundheit sind aber auch bestimmte Zusatzleistungen interessant, die nur manche Kassen bieten. Darunter sind auch Leistungen, die gar nicht so speziell sind, sondern sehr viele Menschen betreffen.
So gehen etwa viele Versicherte mindestens einmal im Jahr zur professionellen Zahnreinigung, was pro Termin 70 bis 150 Euro kostet. Manche Kassen geben hier einen großzügigen Zuschuss, andere zahlen nur wenig oder überhaupt nichts. Manche zahlen auch nur, wenn die Behandlung bei bestimmten Zahnärzten erfolgt, mit denen die Kasse einen Vertrag abgeschlossen hat.
Ein anderer Punkt, der etwas höhere Beitragszahlungen leicht aufwiegen kann, betrifft osteopathische Behandlungen. Es gibt Kassen, die bis zu 500 Euro im Jahr dazugeben, andere geben nichts. Im gesetzlichen Leistungspaket ist Osteopathie im Gegensatz zu Physiotherapie, die auf Rezept verschrieben werden kann, grundsätzlich nicht enthalten.
Weitere wichtige Unterschiede gibt es bei Vorsorgeuntersuchungen, die über das gesetzliche Mindestmaß hinausgehen – zum Beispiel häufigere Hautkrebs-Screenings – oder bei der Kostenübernahme für bestimmte Reiseimpfungen. Manche Kassen bieten mehr Leistungen für Kinder oder Schwangere, andere für Senioren oder chronisch Kranke.
Bonusprogramme können Geld sparen
Auch bei den Bonusprogrammen unterscheiden sich die Kassen. Die Kassen belohnen dabei in der Regel gesundheitsbewusstes Verhalten wie das Wahrnehmen von Vorsorgeuntersuchungen oder die Mitgliedschaft im Sportverein. Je nach Bonusmodell bekommt man für eine bestimmte Zahl an Maßnahmen einen kleinen Geldbonus ausbezahlt oder einen Zuschuss zu einer Extraleistung wie der professionellen Zahnreinigung.
Welchen Service gibt es?
Neben Geld kann die richtige Krankenkasse auch Nerven sparen. Dann nämlich, wenn einem bei Fragen schnell und kompetent geholfen wird. Die Bedürfnisse können hier unterschiedlich sein. Für den einen zählt vor allem die gute telefonische Erreichbarkeit rund um die Uhr, die andere möchte alle Dinge unkompliziert per App erledigen können. Und gerade für ältere Versicherte kann es wichtig sein, dass sie im Zweifel zu einer Geschäftsstelle vor Ort gehen können. Viele Krankenkassen bieten als Service neben Informationen und Beratung auch Hilfe bei der Vermittlung von Facharztterminen. Es kann sich also lohnen, beim Krankenkassenvergleich auch auf den angebotenen Service und die Kontaktmöglichkeiten zu achten.
Fazit: So finden Sie die richtige Kasse
Die Krankenkasse zu wechseln, ist nicht schwer. Schauen Sie zunächst nach, wie teuer Ihre derzeitige Kasse im Vergleich zu anderen ist. Vergleichen Sie dann die Zusatzleistungen mit Blick auf die Extras, die Ihnen wichtig sind. Das geht zum Beispiel mit dem unabhängigen (kostenpflichtigen) Vergleich der Stiftung Warentest oder über Vergleichsportale wie Verivox und Check24. Das Verbraucherportal Finanztip empfiehlt auf Grundlage eines Preis-Leistungs-Vergleichs derzeit vor allem fünf Kassen: hkk, Techniker, Audi BKK, BKK Firmus sowie für junge Familien und Schwangere die Energie-BKK.
Hinweis: Der Artikel erschien erstmals am 2. Januar.2025 und wurde überarbeitet und aktualisiert.