Die Versicherungsbranche entdeckt die Senioren wieder als Zielgruppe - immerhin verfügen die über 50-Jährigen vielfach über genügend finanzielle Mittel zum Abschluss von Versicherungen. Bei weitem nicht immer sind diese jedoch auch sinnvoll. So werden zum Beispiel immer mehr Unfall-Schutzbriefe verkauft, eine Kombination aus Unfallversicherung mit einem Bündel von Hilfsleistungen. Die Hilfen bestehen meistens aus einem Reinigungs-Service für die eigenen vier Wände, einem Essens-Service oder einem Pflegedienst. Aber schon hier gibt es die ersten Unklarheiten: Während einige Versicherer diese Leistungen bezahlen, organisieren andere nur die Hilfe - die Kosten trägt der Versicherte selbst. Außer diesen Sofortleistungen ist der Unfallversicherungsschutzbrief für Senioren nichts anderes als eine herkömmliche Unfallversicherung.
Keine Absicherung nach Krankheitsfall
Und da gibt es das nächste Problem: Die Unfallversicherung zahlt eben nur nach einem Unfall - wer nach einer Krankheit Hilfe braucht, steht außen vor. Wer nach einem Treppensturz Hilfe braucht, bekommt diese über den Schutzbrief. Nach einem Schlaganfall aber gibt es kein Geld. Denn ein Unfall ist nach den Versicherungsbedingungen nur ein "plötzlich von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis" und ein daraus resultierender Gesundheitsschaden.
Der Umfang der Versicherung sollte also genau geprüft werden. Sinn macht die Versicherung wirklich nur dann, wenn wenigstens typisch altersbedingte Gesundheitsprobleme mit schwerwiegenden Auswirkungen mitversichert sind. Das trifft zum Beispiel auf den Oberschenkelhalsbruch zu, der oft auftritt, aber kein Unfall ist. Zumindest dieser Fall sollte mitversichert sein, weil er oft zu Behinderungen und Beeinträchtigungen im Alltag führt.
Vorschäden nicht anrechnen lassen
Ein weiteres Problem: Wer als "junger Alter" gesundheitlich nicht mehr zu 100 Prozent fit ist, der schleppt Vorerkrankungen mit sich herum. Der Haken: Waren die bei einem Unfall in Mitleidenschaft gezogenen Körperteile oder -funktionen bereits vorher beeinträchtigt, wird das angerechnet und die Leistung des Versicherers reduziert oder sogar ganz ausgeschlossen. Und welcher 50-Jährige hat heute nicht irgendwelche Wehwehchen? Eine Senioren-Police sollte also darauf verzichten, Vorschäden anzurechnen.
Alle diese Wenn und Aber zeigen, dass kaum eine der speziellen Senioren-Policen uneingeschränkt empfehlenswert ist. Denn zusätzlich lastet noch der hohe Preis auf den Policen: Nach einem Bericht der Stiftung Warentest sind Seniorenversicherungen oft deutlich teurer als eine reguläre Unfallversicherung. Schließt eine Frau mit 60 Jahren ab, zahlt sie für den Schutzbrief bis zu 700 Euro Beitrag im Jahr. Ein Mann wird mit bis zu 500 Euro zur Kasse gebeten. Gute "normale" Unfallversicherungen sind für 60-Jährige dagegen bereits ab rund 100 Euro im Jahr zu bekommen.
Sinnvoller: Private Pflegeversicherung
Sinnvoller dürfte ohnehin in vielen Fällen der Abschluss einer privaten Pflegeversicherung sein, die einen Zuschuss zu anfallenden Pflegekosten zahlt. Natürlich sind damit nicht die Folgen leichterer Unfälle abdeckt, aber für den Ernstfall bei Krankheit und Unfall ist vorgesorgt. Angeboten werden die Policen in zwei Varianten: als Beteiligung an den Pflegekosten und als Tagegeld.
Bei der Tagegeld-Variante wird ein fester Tagessatz gezahlt, egal wie hoch die Kosten später sind. Der Vorteil: Die Versicherten können über das Geld frei verfügen. Haben sie großzügig kalkuliert, bleibt eventuell ein Restbetrag, den sie für zusätzliche Leistungen nutzen können. Bei der Pflegekostenpolice erhalten die Versicherten einen Teil der Differenz zwischen gesetzlicher Leistung und den tatsächlichen Kosten erstattet oder einen Zuschlag zu den festgesetzten gesetzlichen Leistungen. Wie viel genau das ist, können sie je nach Vertragsgestaltung selbst festlegen. Diese Variante ist sinnvoll, wenn im Falle eines Falles Wert gelegt wird auf die teurere Betreuung durch einen professionelle Pflegedienst oder im Heim.