Wegweiser Das 1x1 der Rente

Jetzt geht es um Ihr Geld: Die ersten Schritte, die drei Säulen der Altersvorsorge und was Sie beachten sollten ...

Es gibt eine einfache Faustregel, mit der Sie selbst abschätzen können, wie viel Sie fürs Alter zurücklegen sollten: Versuchen Sie, für die private Altersvorsorge zehn Prozent Ihres Nettoeinkommens zu sparen. Ist mehr drin, umso besser.

Denken Sie auch darüber nach, wie Ihr Leben als Rentner aussehen soll. Wollen Sie viel verreisen, oder haben Sie ein teures Hobby? Je höher Ihre Ansprüche sind, desto mehr müssen Sie sparen. Vielleicht sind Sie aber auch bereit, Ihre Erwartungen zurückzuschrauben. Lassen Sie sich also nicht von hohen "Versorgungslücken" verunsichern, mit denen die Finanzvertreter Ihre Seniorenzukunft in düsteren Farben schildern, um Sie zu möglichst hohen Vertragsabschlüssen zu verlocken. Diese Versorgungslücke kann Ihnen kein seriöser Berater auf Euro und Cent ausrechnen. Behalten Sie kühlen Kopf und sparen Sie das, was möglich ist.

Die ersten Schritte:

Beginnen Sie zunächst mit den einfachen Dingen in Ihrem Geldalltag, bevor Sie sich dem Investieren in Ihre Altersabsicherung widmen. Wenn Sie eine solide Basis in Ihre privaten Finanzen bringen wollen, beantworten Sie für sich folgende Fragen:

Stimmt Ihr Versicherungsschutz?

Privathaftpflicht und Berufsunfähigkeitsversicherung sind unverzichtbar. Sonstige Risiken, die Sie finanziell ruinieren könnten, sollten abgesichert sein. Kündigen Sie Überflüssiges wie Insassenunfallversicherung fürs Auto, Reisegepäck- oder Glasbruch-Policen.

Haben Sie Kredite laufen?

Dann konzentrieren Sie sich zunächst auf den Schuldenabbau. Die Zinsen, die Sie dafür zahlen, können Sie mit keiner Geldanlage erwirtschaften. Kreditzinsen sparen ist auch eine Form des Vermögensaufbaus. Tipp: Jede Altersvorsorgestrategie ist nur so gut wie das Fundament, auf dem sie steht. Wenn Sie Ihre Vorsorgepläne in ein paar Jahren wieder aufgeben müssen, weil ein Ereignis eintritt, das Sie viel Geld kostet und an dessen Absicherung Sie nicht gedacht haben, haben Sie nicht viel gewonnen.

Erste Säule: Gesetzliche Vorsorge

Die richtige Strategie: Die Altersvorsorge sollte auf drei Säulen stehen - der gesetzlichen Rente, der betrieblichen Altersvorsorge und dem privaten Vorsorgesparen.

Die Höhe der gesetzlichen Rente können Sie nicht beeinflussen. Sie liegt - im Idealfall, das heißt wenn Sie 45 Jahre regelmäßig in die Rentenkasse eingezahlt haben - aktuell bei 48 Prozent Ihres Bruttolohns, wird aber in Zukunft absinken.

Zweite Säule: Betriebliche Vorsorge

Die betriebliche Altersvorsorge hat nicht jeder, doch jedermann hat darauf einen Anspruch. Durchgesetzt hat dies der frühere Bundesarbeitsminister Walter Riester vor zwei Jahren mit dem Altersvermögensgesetz. Der Arbeitnehmer hat damit das Recht, einen Teil seines Entgeltes staatlich begünstigt fürs Alter zu sparen. Das bedeutet: Ihr Arbeitgeber muss Ihnen eine Form der Betriebsrente anbieten. Insgesamt gibt es fünf so genannte Durchführungswege: Direktzusage, Unterstützungskasse, Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds. Sie unterscheiden sich unter anderem durch die Form der Finanzierung. Bei der Direktzusage und der Unterstützungskasse zahlt der Arbeitgeber in der Regel die Beiträge, die übrigen finanziert der Arbeitnehmer allein oder gemeinsam mit dem Arbeitgeber.

Tendenz: Verlagerung auf die Beschäftigen

Beispiele wie jüngst bei der Commerzbank zeigen, dass sich die Unternehmen aus den Betriebsrenten zurückziehen, bei denen sie allein die Pensionszahlungen leisten. Die Finanzierung der betrieblichen Altersvorsorge verlagert sich damit auf die Beschäftigten. Tipp: Fragen Sie Ihren Chef nach einer Betriebsrente. Mindestens einen der fünf Wege muss er Ihnen anbieten. Welchen Ihr Arbeitgeber wählt, bleibt ihm überlassen. Abschließen sollten Sie die Rente vom Chef aber auf jeden Fall. Sie rechnet sich allemal. Bei gleichen Einzahlungen ist die Ablaufleistung durchschnittlich um 15 Prozent höher als bei einem privaten Sparprozess, hat Diether Döring, Professor für Sozialpolitik und Finanzwissenschaft an der Universität Frankfurt, in einer Studie ermittelt. Grund für das bessere Abschneiden: Eine Betriebsrente mit vielen Einzahlern kann kostengünstiger wirtschaften.

Dritte Säule: Private Vorsorge

Den größten Einfluss haben Sie auf Ihre private Altersvorsorge. Sie ist aber gleichzeitig die komplizierteste Säule. Wie sie aussieht, müssen Sie selbst entscheiden. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Zeit, die noch bis zum Renteneintritt bleibt. Je jünger Sie sind, desto geringer wird auch das Niveau der staatlichen Rente sein. Der Nachteil für ältere Arbeitnehmer: Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit, um mit renditestarken, aber entsprechend auch riskanteren Anlageformen wie Aktienfonds ihre private Altersvorsorge aufzubauen. Der Kapitalerhalt steht im Vordergrund. Dafür eignen sich Rentenversicherungen oder Banksparpläne, Immobilienfonds oder Rentenfonds, die in festverzinsliche Wertpapiere investieren.

Aktiensparen

Wie hoch die gesetzliche Rente bei jüngeren Arbeitnehmern einmal sein wird, kann heute niemand verlässlich prognostizieren. Nur dass es weniger sein wird als derzeit noch üblich, steht fest. Doch die Jüngeren haben einen entscheidenden Vorteil: Sie können Zeit und Zinsen für sich arbeiten lassen. Der Zinseszinseffekt ist ihr Verbündeter. Wer monatlich 100 Euro zu einem Zinssatz von jährlich drei Prozent anlegt, hat nach 30 Jahren 58.014 Euro auf dem Konto. Die Sparsumme beträgt 36.000 Euro, der Rest sind Zinseszinsen. Für derart lange Sparzeiten eignen sich auch riskantere Anlageformen. Europäische Aktienfonds erbrachten bei einer Sparrate von 100 Euro im Monat über die vergangenen 30 Jahre 115.522 Euro: eine Rendite von durchschnittlich 6,9 Prozent im Jahr - trotz Börsencrash. So lukrativ das Aktiensparen scheinen mag - es gibt keine Garantie, dass Sie in jedem Fall attraktive Renditen erzielen. Das haben gerade die vergangenen Jahre gezeigt, in denen nicht nur Aktien-, sondern auch Rentenfonds Verluste brachten. Und die sind manchmal schwer wettzumachen: Wer 50 Prozent seines Kapitals verliert, muss eine Rendite von 100 Prozent erzielen, um wieder an den Ausgangspunkt zu gelangen - erst danach gerät er wieder ins Plus.

Kapital-Lebensversicherung

Wem das zu aufreibend ist, der kann über den Abschluss einer Kapital-Lebensversicherung nachdenken. Die Versicherungsunternehmen haben zwar den Garantiezins zum Jahresanfang von 3,25 auf 2,75 Prozent gesenkt. Hinzu kommen aber noch Überschussbeteiligungen, die jährlich schwanken. Bei gut gemanagten Versicherern summiert sich die Gesamtverzinsung aktuell auf 4,5 bis sechs Prozent. Die 2,75 Prozent pro Jahr kann den Kunden indes niemand nehmen, egal was an den Kapitalmärkten passiert. Und die einmal erworbenen Überschussbeteiligungen auch nicht. Die Assekuranz steht dafür gerade. Beim Fondssparen tragen Sie das Risiko ganz allein.

Riester-Rente

Aktienfondssparen mit Netz und doppeltem Boden ist aber auch möglich. Und zwar mit Hilfe der Riester-Rente. Sie können Ihr Geld sowie die Zuschüsse vom Staat in einen Fondssparplan fließen lassen. Der Clou: Die Investmentgesellschaft muss Ihnen den Kapitalerhalt zum Schluss der Laufzeit garantieren. So nehmen Sie die Chancen an den Börsen wahr und müssen um Ihr Geld nicht bangen - im schlimmsten Fall erhalten Sie nicht mehr als Ihren Einsatz plus die staatlichen Zulagen zurück. Weiteres Argument für Riester-Sparen mit Fonds gegenüber einer Riester-Lösung auf Versicherungsbasis: Der Brancheninformationsdienst mapreport hat ermittelt, dass jede vierte Versicherung in diesem Jahr ihren Riester-Policen weniger Überschuss gutschreibt als ihren sonstigen privaten Rentenversicherungen.

Unbedingt mehrere Meinungen einholen

Wem können Sie bei Fragen zur richtigen Altersvorsorge vertrauen? Unabhängige Finanzberater, die sowohl Ihre Versicherungen als auch Ihre privaten Finanzen gegen Honorar prüfen, muss man in Deutschland wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen. Gehen Sie also zu Ihrem Bankberater und lassen Sie sich ein Angebot machen. Holen Sie aber unbedingt eine zweite Meinung ein, beispielsweise in den Verbraucherzentralen oder bei Ihrem Versicherungsvertreter. Bankleute verstehen nicht unbedingt etwas von Versicherungen und die Assekuranz-Berater nicht immer etwas von Geldanlage.

Fazit:

Betrachten Sie Ihr gesamtes Vermögen als Altersvorsorge und nicht nur einzelne Sparformen. Sorgen Sie dafür, dass es möglichst kontinuierlich wächst, und binden Sie sich erst dann an langfristige Anlageprodukte, wenn Sie sicher sind, dass Sie dieses Geld nicht mehr für andere Dinge des Lebens - sei es für Immobilieneigentum oder die Selbstständigkeit - verwenden müssen. So vermeiden Sie teure Verluste, die immer bei Veränderungen langfristiger Sparverträge entstehen.

Fachliche Beratung: Evers & Jung, Forschungsinstitut für Finanzdienstleistungen

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Joachim Reuter