Nach dem Fälschungsskandal um chinesische Terrakotta-Figuren hat das Hamburger Völkerkunde-Museum die Ausstellung am Mittwoch geschlossen. "Das Museum für Völkerkunde Hamburg bedauert es sehr, falschen Angaben aufgesessen zu sein und entschuldigt sich hierfür bei der Öffentlichkeit", teilte das Museum mit. Die Leipziger Vertragspartner des Museums hatten zuvor zugegeben, dass es sich bei den acht lebensgroßen Kriegern und den Grabbeilagen nicht um Originale handele. Die angeblich 2200 Jahre alten chinesischen Terrakotta-Krieger seien lediglich moderne Kopien.
Authentisch heißt vergleichbar mit den Originalen
"Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als die Ausstellung zu schließen, um den guten Ruf des Museums zu bewahren", sagte Museums-Geschäftsführer Thorsten Pück der dpa. Das Museum prüft nun juristische Schritte gegen das Leipziger Center of Chinese Arts and Culture (CCAC), das die Ausstellung in der Elbmetropole organisiert hat. "Gemäß Vertrag hat die CCAC zugesichert, Originale liefern zu können. CCAC hat damit ihre vertraglichen Verpflichtungen gegenüber dem Museum verletzt." Am Montag hatten bereits chinesische Behörden auf dpa-Anfrage erklärt, es gebe keine echten Krieger-Figuren in Hamburg.
"Wir haben niemals den Begriff Originale benutzt", sagte der Sprecher der CCAC, Yolna Grimm, am Mittwoch der dpa und bekräftigte damit seine Angaben in den ARD-"Tagesthemen" vom Vorabend. In dem Vertrag, den seine Firma mit dem Völkerkundemuseum abgeschlossen habe, stehe, dass es sich um "authentische Scherbenfiguren aus Originalmaterial" handelt. Mit Originalmaterial sei Ton gemeint. "Das sind keine Originale." Die Kopien seien in Xi'an von chinesischen Partnern hergestellt worden und vom Hamburger Zoll abgefertigt worden. "Authentisch heißt für uns Scherbenfiguren, lebensgroß, vergleichbar mit den Originalen", sagte Grimm.
"Wir haben einen Anwalt eingeschaltet und prüfen jetzt, was für Schritte möglich sind", sagte Museumsdirektor Prof. Wulf Köpke. In dem Vertrag, den das Museum mit der CCAC abgeschlossen habe, stehe eindeutig, dass es sich um Originale handelt. "Ich habe im Wörterbuch nachgeschlagen: echt, authentisch und original sind identische Wörter." Auf die Frage, warum das Museum sich nicht selber mit den Chinesen in Verbindung gesetzt habe, sagte Köpke: "Das ist nicht so einfach. Deshalb macht man ja so ein Paket, damit man nicht so viel Arbeit hat." Er hoffe jedoch, dass die Besucher "dieses Versehen verzeihen können". "Wir sind selber Opfer geworden. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Museum auf Fälschungen hereinfällt."
Hamburgs Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) bedauerte den Vorfall sehr. Eine solche Ausstellung ohne direkten Kontakt zu den chinesischen Leihgebern organisiert zu haben, sei problematisch. "Wir haben aber den Eindruck, dass Prof. Köpke nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe sofort die richtigen Maßnahmen ergriffen hat." Allen Besuchern, die die Ausstellung bis zum 9. Dezember gesehen haben, bietet das Museum an, die Eintrittsgelder zurückzugeben.