Manchmal trifft ein Sehnenriss den Menschen an ungewöhnlicher Stelle: im Ohr. Dort sitzt ein winziger Muskel, genauer: der kleinste im Körper. Doch sein Ausfall hat ungeahnte Folgen.
Der Name des Rekordhalters: "Musculus stapedius"
, Steigbügelmuskel. Tief im Ohr, verdeckt von Knochen, verrichtet er sein Werk im Zusammenspiel mit dem Steigbügel, an dem er ansetzt. Gemeinsam sorgen die beiden für Ruhe.
Normalerweise bewirkt der Steigbügel jedoch genau das Gegenteil. Mit den beiden anderen Gehörknöchelchen, Hammer und Amboss, bildet er eine Kette. Ähnlich wie die Schrauben in einem Uhrwerk greift ein Knöchelchen ins andere und leitet so die Schallenergie vom Trommelfell verstärkt zum Innenohr weiter. Dort werden die Sinneszellen angeregt, d ie das Gehörte als elektrisches Signal über Nerven-bahnen ans Gehirn senden. Wird es aber vor dem Trommelfell zu laut, etwa ab 75 Dezibel (das entspricht lautem Straßenlärm), spannt der Musculus stapedius seine sieben Millimeter an und zieht am Steigbügel. Der wird dadurch unbeweglicher. Einen wichtigen Part spielt dabei ein weiterer kleiner Muskel: der Trommelfellspanner. Der presst die Gehörknöchelchen gegeneinander, wenn der Stapediusmuskel zusammenzuckt.
Die ehemals so gut bewegliche Kette wird steif und überträgt den Schall schlechter - laute Geräusche werden gedämpft. Ist der Stapediusmuskel gelähmt, hört der Mensch Klänge ab einer gewissen Laustärke als unangenehmes Klirren. Ursache für eine solche Lähmung ist häufig ein geschädigter Gesichtsnervs, von dem der Muskel normalerweise seine Kommandos bekommt. Der Nerv kann zum Beispiel durch einen Schädelbruch reißen oder von einem Herpes-Virus infiziert sein.