Die Rechnung ist einfach, das Ergebnis erschreckend: Wenn nur noch 60 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgeben, wie jetzt in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern geschehen, und wenn nur noch 30 Prozent von ihnen für die Regierungspartei stimmen, dann bedeutet das: Unter dem Strich haben die "Gewinner" Klaus Wowereit oder Harald Ringstorff nicht einmal 20 Prozent der möglichen Stimmen erhalten. Weit mehr als 80 Prozent der wahlberechtigten Einwohner von Berlin und Mecklenburg-Vorpommern haben ihren Regierenden Bürgermeister beziehungsweise Ministerpräsidenten nicht gewählt.
Deutlicher lässt sich der Vertrauensverlust der Menschen in die Politik kaum beziffern. Auch die CDU verdient den Namen "Volkspartei" bald nicht mehr: In Berlin bekam sie nur noch zwölf Prozent der möglichen Stimmen, in Mecklenburg-Vorpommern gerade mal 17 Prozent.
Der Niedergang der großen Volksparteien ist keine ganz neue Entwicklung. Er hat sich aber beschleunigt, seit CDU/CSU und SPD sich in der Großen Koalition als unfähig erweisen, die Probleme des Landes zu lösen.
Wir präsentieren in dieser Ausgabe auf zwölf Deutschlandkarten ein politisches Stimmungsbild der Republik. Es zeigt, wo der Frust am größten ist, wo die Parteien noch Rückhalt im Volk haben, wo Angela Merkel oder Kurt Beck in der Kanzler-frage vorn liegen.
Basis dieser Karten sind die Datenschätze des Meinungsforschungsinstituts Forsa, das seit viereinhalb Jahren für den stern regelmäßig die Stimmung im Lande erhebt. Jeden Tag, von Montag bis Freitag, rufen die Mitarbeiter aus Berlin und Dortmund 500 zufällig ausgesuchte Wähler in allen Regionen Deutschlands an. Sie fragen, wen sie nächsten Sonntag wählen würden, welche wirtschaftlichen Erwartungen sie haben, welche Partei mit den Problemen am besten fertig werde - und vieles mehr. So kommen jede Woche 2500 Stimmen zusammen, 10 000 jeden Monat, 120 000 im Jahr.
Die gesammelten Ergebnisse der ersten acht Monate dieses Jahres, also die Meinungen von fast 80 000 Befragten, hat Forsa-Chef Manfred Güllner repräsentativ ausgewertet und gewichtet. Die stern-Infografik hat seine Zahlen in farbige Karten umgesetzt.
Entstanden ist ein aktueller Politikfrust-Atlas, der die Stimmung in 40 verschiedenen Regionen zeigt.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn