Der Mann ist zweifellos ein guter Anatom und Präparator. Sein Verfahren, bei Toten Flüssigkeit und Fett durch Kunststoff zu ersetzen, ist spektakulär
Liebe stern - Leser!
Genie und Größenwahn liegen oft dicht beieinander. Dieser Gedanke beschleicht einen schnell, wenn man von Gunther von Hagens durch seine Ausstellung "Körperwelten" geführt wird.
Der Mann ist zweifellos ein guter Anatom und Präparator. Sein Verfahren, bei Toten Flüssigkeit und Fett durch Kunststoff zu ersetzen, ist spektakulär. Sie macht den Anblick von Leichen auch für medizinische Laien interessant und - wie ich finde - erträglich.
Wie er einige der Toten in Szene setzt, ist jedoch fragwürdig. Ebenso, dass er mit den Exponaten nächtliche Sightseeing-Touren für Fotografen veranstaltete oder in London vor zahlendem Publikum eine Leiche sezierte.
Vollends dubios klingt nun aber, was aus Asien zu hören ist: Dort soll Gunther von Hagens aus dunklen Quellen tonnenweise Leichen und Leichenteile bezogen haben.
Der stern ist diesen Vorwürfen zusammen mit Kollegen des ARD-Magazins "Fakt" nachgegangen. Unser Mitarbeiter Julian Hans reiste bis nach Kirgisien. Dort traf er Abgeordnete, die den Leichenexport in einem Untersuchungsausschuss aufklären wollen. Er sprach mit dem Bruder eines verschwundenen Toten, interviewte Mediziner und ehemalige Mitarbeiter von Gunther von Hagens. Zusammen mit stern -Redakteur Wolfgang Metzner zeichnet er das Bild eines umstrittenen Mannes, der wohl noch einige "Leichen im Keller" hat.
Über Geschäfte, die unverschämt teuer sind, sagt der Volksmund: "Die nehmen Apotheken-Preise." So etwas kommt nicht von ungefähr: Das deutsche Pillenwesen ist das kostspieligste der Welt. Allein für Arzneimittel werden in diesem Jahr weit mehr als 30 Milliarden Euro ausgegeben. Tendenz: seit Jahrzehnten steigend. Profiteure dieser Entwicklung sind - neben den Pharmafirmen - die Apotheker. Geschützt von einem undurchdringlichen und undurchschaubaren Gestrüpp aus unzähligen Gesetzen und Verordnungen, betreiben sie in aller Stille ihr auskömmliches Geschäft, wie stern - Reporter Jürgen Steinhoff in diesem Heft beschreibt. Beratung der Patienten? Häufig Fehlanzeige, manchmal sogar grob falsch, wie ein Test ergab. Aber genau für diese Art der Beratung bekommen sie von Beginn des nächsten Jahres an, wenn die Gesundheitsreform in Kraft tritt, 6,10 Euro "Beratungshonorar" - für jeden einzelnen Griff in die Schublade. Privatpatienten zahlen sogar 8,10 Euro. Wie gesagt: Apotheken-Preise.
Eine Grossrazzia löste vergangene Woche der stern - Bericht über die "Kinderschänder" aus. Die Münchner Polizei zerschlug dabei einen Pädophilenring und nahm zwölf Verdächtige fest. Sie sollen nicht nur Tausende kinderpornografische Bilder übers Internet verbreitet haben, sondern auch selbst über Jahre hinweg Minderjährige missbraucht und sich dabei gefilmt haben.
Mehr als 200 Polizisten und Staatsanwälte durchsuchten 18 Wohnungen, beschlagnahmten 36 Computer, 41 Festplatten und 8000 CD-Roms mit Pornobildern und Videos.
Aufregung löste der Bericht auch unter Pädophilen im Internet aus. Ein "JexM" ruft in einem Forum dazu auf, juristische Schritte gegen den stern einzuleiten. Doch ein "Okke" bedauert: "Eine falsche Tatsachenbehauptung konnte ich nicht finden. Mehr als ein Leserbrief ist daher leider nicht drin."
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn